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Einst mußte man an einem der Akzisehäuschen einen Obolus entrichten. Erst danach durfte man in die Stadt. Die Stadtväter längst vergangener Tage würde verblüffen, wie einfach man heute durch die Stadtmauer in die Altstadt gelangt! Man wird fahrscheinfrei und kostenlos für den Fahrgast mit dem Bus durch die Stadt kutschiert. Über Deutschlands einmaliges Modellprojekt Fahrscheinfreier Busverkehr in einer historisch wertvollen Innenstadt sprachen wir mit dem Templiner Bürgermeister Ulrich Schoeneich.
Wer brachte die Stadtväter auf diese einmalige Idee?
Ulrich Schoeneich: Templin wird Kurstadt. Dazu ist es nötig, den Verkehr in der historischen Altstadt zu beruhigen. Die geplante Umgehungsstraße läßt sich noch nicht so schnell realisieren. Deshalb nahmen wir die Empfehlung des Landes Brandenburg, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken, gerne auf und überlegten, wie das wirklich machbar wäre. Unbestreitbar ist der eigene PKW sehr bequem und schon ab Fahrten mit mehreren Personen sehr kostengünstig. Wie will man da mit Bussen in Konkurrenz treten? Doch nur, wenn der Bus viel preiswerter ist.
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War die Idee erfolgreich?
Ulrich Schoeneich: Die Stadtverordneten beschlossen, die Kosten für die Fahrgäste zu übernehmen. Finanziert werden die Kosten aus der Parkraumbewirtschaftung, aus Anteilen der Kurtaxe und durch Sponsoren. Der fahrscheinfreie Stadtverkehr ist gut angekommen. Die Fahrgastzahlen steigen auf das Achtfache an.
Wie gelang dies?
Ulrich Schoeneich: Die wichtigste Idee war, den Busverkehr so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Haltestellen wurden in kürzeren Abständen eingerichtet. Die Busse fahren heute in die Wohngebiete, dorthin, wo die Menschen leben. Wir hoffen, dieses Vorhaben in den nächsten Jahren weiter betreiben zu können.
Hand aufs Herz, Herr Bürgermeister, fahren Sie auch mit dem Bus?
Ulrich Schoeneich: Nein, meinen Platz lassen ich den Gästen, Kindern und Senioren.
Ich nutze meist mein Fahrrad.
Das Interview führte
Reinhard Witteck
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