Am Tropf der Stadt
Sie sind schon stolz, die Hechtsheimer, auf ihren Ortsteil. Doch spürt man auch einen kleinen Wermutstropfen, selbst nach über dreißig Jahren. Denn bis zur Eingemeindung 1969 war die Kommune selbständig, mit eigenem Bürgermeister und Verwaltung. Geblieben davon ist immerhin die Position des Ortsvorstehers. Mit dem derzeitigen Amtsinhaber, Hans Stenner, sprach Reporter Klaus Zahn.

Wie kam es dazu, daß aus dem eigenständigen Hechtsheim ein Mainzer Ortsteil wurde?
Die Stadt Mainz hat damals mit uns wie mit allen Stadtteilen Eingemeindungsverträge geschlossen, die jeweils vom Mainzer Oberbürgermeister, vom jeweiligen Bürgermeister der eingemeindeten Gemeinde und den entsprechenden Ortsbeiräten abgesegnet wurden. In Hechtsheim war das 1969 im Zuge der Verwaltungsreform.

Welche Möglichkeiten hat Hechtsheim, sich gegenüber der Stadt zu profilieren?
Wir haben kein Klagerecht, wir sind Teil der Stadt Mainz. Aber jeder Stadtteil versucht, sein eigenständiges Leben zu führen, immer aber im Einklang mit der Stadt und dem Oberbürgermeister.

Wie kommt das zum Ausdruck? Was wurde in der Vergangenheit erreicht?
Der Ortsbeirat berät die Anträge der Parteien. Diese Anträge gehen an die Stadt zu den Ämtern. Im Eingemeindungsvertrag wurde eine Sporthalle für Hechtsheim festgeschrieben. Nach 28 Jahren wurde sie dann endgültig gebaut. So haben wir heute eine top Sporthalle. Vor zwei Jahren haben wir eine neue Sportanlage bekommen. Der alte Sportplatz wurde als Bauland verkauft. Jetzt entstehen dort Reihenhäuser. Mit dem Erlös konnten wir besagte Bezirkssportanlage Hechtsheim mit zwei Sportplätzen mit Kunstrasen und einer 400-Meter-Rundlaufbahn errichten. Gelände für einen Naturrasenplatz, der demnächst in Angriff genommen werden soll, steht ebenfalls zur Verfügung.

Was plant Hechtsheim mittel- und langfristig für die Zukunft?
Im Flächennutzungsplan sind derzeit keine neuen Baugebiete ausgewiesen. Langfristig wäre ein weiteres Wohnungsbaugebiet wünschenswert. Gerade eben wurde beschlossen, einen Wirtschaftspark mit 90 Hektar Fläche einzurichten. Die Bauarbeiten beginnen dort ab 2005. Hechtsheim hat bereits das größte Gewerbegebiet der Stadt Mainz mit 150 Hektar Fläche und etwa 10000 Arbeitsplätzen. Der Wirtschaftspark kommt hinzu.

Warum siedeln sich Firmen gerade in Hechtsheim an?
Die Nähe zum Frankfurter Flughafen, der nur etwa dreißig Kilometer entfernt ist, spielt eine Rolle. Der Autobahnanschluß ist direkt vor der Haustür. Der müßte allerdings dringendst den Erfordernissen angepaßt werden. Der Wirtschaftspark wird durch eine Westumgehung ergänzt, die den Stadtteil verkehrsmäßig entlasten wird. Wir haben einen guten Anschluß an den öffentlichen Personennahverkehr. Mit unseren drei Straßenbahnlinien kommen die Leute gut zur Arbeit. Klar wirkt sich auch der Name Mainz auf das Interesse der Unternehmen aus.

Fließen die Steuereinnahmen aus dem Gewerbegebiet eigentlich ins Hechtsheimer oder ins Mainzer Stadtsäckel?
Alles geht nach Mainz. Wir sehen davon nichts, sehr zum Leidwesen der Hechtsheimer Ortspolitiker. Wir haben keinen eigenen Haushalt und hängen am Tropf der Stadt.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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