„Mehr Kuren ohne Kassen!“
Während in ganz Deutschland und drumherum traditionsreiche Kurorte unter den Folgen der Gesundheitsreformen stöhnen, die Kurbetriebe Personal entlassen und die Kommunen Schuldenberge aufhäufen, sehen die Blankenburger gerade in dieser Perspektive enorme Zukunfts-Chancen. Was steckt dahinter?
Unser Reporter Klaus Zahn ließ es sich nicht nehmen und fühlte Kurbetriebsleiter Jürgen Kraus (48) auf den Zahn
Ist es angesichts der
Gesundheitspolitik in Deutschland, und des Spartrends gerade bei Kuren, nicht widersinnig, nun unbedingt Kurort werden zu wollen?
Jürgen Kraus: Der Widerspruch besteht nur auf den ersten Blick. Richtig ist, daß die Gesundheitsreform etablierten Kurorten Probleme bereitet hat. Das liegt daran, daß diese zumeist auf herkömmliche Kuren auf Kosten der Krankenkassen setzen. Wir wollen als moderner Kurort nicht nur auf Kassenleistungen setzen, sondern das allgemein steigende Gesundheits- und Fitnessbedürfnis ansprechen.

Wie die Statistik zeigt, wollen immer mehr Menschen fernab der Regulierungen der Sozialversicherer nach eigenen Bedürfnissen Gesundheit, Erholung, Urlaub und Spaß miteinander verbinden.Dafür wollen wir die Voraussetzungen schaffen. Da kommt uns zugute, daß wir keine verkrusteten, überkommenen Strukturen erhalten müssen, sondern uns mit unserem Neuanfang ganz auf die Bedürfnisse der Menschen im neuen Jahrtausend einstellen können.

Welches sind die guten Voraussetzungen von denen Sie sprechen? Was wurde bisher erreicht und was sind die nächsten Schritte?

Jürgen Kraus: Die Stadtverordnetenversammlung hat im August 1993 beschlossen, Blankenburg zum Kurort zu entwickeln. Seit 1996 gibt es den städtischen Kurbetrieb, jetzt wollen wir die offizielle Anerkennung als Kurort erreichen. Dazu sind die Voraussetzungen mehrfach gegeben.

Das Klimagutachten bestätigt ein ideales Schonklima. Blankenburg kann zudem drei Heilmittel aufweisen, was in Deutschland nicht allzu häufig vorkommt. Da ist einmal das Heilmoor, das bereits verfügbar ist. Zum anderen ist es eine Thermalsole, die es nur noch zu erschließen gilt. Als drittes sei ein Heilwasser zu nennen. Analysen bestätigen eine in Deutschland einmalige Zusammensetzung, so daß es beispielsweise für die Behandlung von Osteoporose in einer Weise einsetzbar ist, wie es sie bisher noch nicht gibt.

Um dem Anspruch an ein Heilbad gerecht zu werden, braucht es eine Einrichtung, wo die Heilmittel ausgereicht, mithin die Therapien durchgeführt werden.Das gute alte Kurmittelhaus hat heutzutage längst ausgedient.
Deshalb ist ein attraktives Kurgastzentrum geplant. Bereits gebaut haben wir eine attraktive Verbindung zwischen künftigen Kureinrichtungen, Kurpark und Innenstadt, fußgängerfreundlich und rollstuhlgerecht.

Was haben die Blankenburger davon?
Jürgen Kraus: Im Solbecken schwimmen, in der Sauna schwitzen, sich bei einer Massage verwöhnen lassen, das ist ein Gewinn an Lebensqualität, von dem unsere Bürger 365 Tage im Jahr profitieren können. Dazu kommt, daß sich die Stadt herausmacht. Die kurörtliche Infrastruktur habe ich bereits angesprochen. Ein Wirtschaftsaufschwung ist fast zwangsläufige Folge: Schon jetzt stehen Investoren in den Startlöchern und ich bin sicher, davon profitieren wiederum unsere ansässigen Betriebe, vom Beherbergungsgewerbe über den Einzelhandel bis hin zum Handwerks- und Dienstleistungssektor. Das funktioniert aber nur bei einem entsprechend attraktiven und qualitativ hochwertigen Angebot. Deshalb müssen wir uns zu einem Gesundheitszentrum mit Erlebnischarakter profilieren.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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