Arschleder
und Lewwerwurst
Das Mansfelder Land, kann man in der Chronik nachlesen, war einst mitteldeutsche Grafschaft, zu der auch Gerbstedt gehörte. Graf Hoyer III. von Mansfeld, ein Anhänger Kaiser Heinrichs V., fiel 1115 in der Schlacht am Welfesholze.
Seither traten die Mansfelder in ihrer Machtstellung an der Ostgrenze des Reiches zurück. Von 1199 bis bis ins 16. Jahrhundert wurde im Mansfeldischen Kupferbergbau betrieben.
Die heutige Ortschronistin Ute Eckhardt schreibt mit ihrem Team an Chronikseiten aus jenen Tagen.

Auf welche Historie ist man in Gerbstedt besonders stolz?
In Gerbstedt war fast jeder Bergmann. Und der Spruch erklang stolz: „Ich bin Bergmann, wer ist mehr.“ Bergbau gab es bei uns in Gerbstedt noch bis in das Jahr 1967.

Da wurde der Otto-Brosowski-Schacht, der 1904 gebaut und 1906 in Betrieb genommene einstige Paul-Schacht, stillgelegt. Bis dahin war Gerbstedt eine blühende Stadt, eben die Bergstadt Gerbstedt. Handel und Handwerk im Gefolge des Bergbaues erfuhren hier eine einmalige Blüte.

Über welche Episoden schmunzelt man besonders gern?
Bernhard Stucki, unser langjähriger ehrenamtlicher Ortschronist, hat besonders die mansfeldische Mundart gepflegt und auch niedergeschrieben. Viele der Begriffe versteht man heute nur noch, wenn man sie fein säuberlich ins Hochdeutsche übersetzt. Einige Begriffe haben sich auch im Laufe der Zeit erhalten.

Was ein Arschleder ist, weiß aber hier in so einer Bergarbeiterstadt jedes Kind. Das hatten die Bergleute damals um, um das Gesäß zu schützen. Erhalten haben sich bis heute mundartliche Feinheiten, wie die sprichwörtliche Lewwerwurst mit drei W. Und in Friedeburgerhütten findet man heute noch Reste alter Kornflaschen in die findige Bergleute ihr Korn sicher vor Räubern und schlechten Zeiten aufbewahrten.

Womit füllen sich heutzutage die Chronikzeiten?
Einheimische sagen, Gerbstedt ist wie ein Golfplatz: Alles voller Löcher. Selbst unser historisches Rathaus drohte infolge des Bergbaues einzustürzen und wird nun wieder umfangreich saniert. Das gehört natürlich in unsere Chronik.

1904 gab es über 34 Vereine in der Stadt. Da gab es ganz ungewöhnliche Vereinstätigkeiten: die Radfahrer, Turner, Boxer, Schützen, Mandolinenspieler. Denn Geselligkeit wurde bei den Bergleuten groß geschrieben. An diese Traditionen knüpfen heute viele Vereine wieder an. Die Vereinsliste ist inzwischen auch nicht kürzer.

Was sollte zukünftig weitere Chronikblätter füllen?
In Gerbstedt gibt es sehr schöne unterirdische Zechsteinbrüche. Aus diesen Steinen sind hier viele Gebäude wie Kloster und Gewölbe im Ratskeller. Wenn man so eine unterirdische Anlage für touristische Zwecke nutzen könnte, wäre das sicherlich ein Renner. Auch unterirdische Stollen mit kilometerlangen Kanälen, auf denen man Kahn fahren kann, wären interessant. Unser neues Freibad wird auch eine Seite in der Chronik füllen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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