„Eläktrische” war zu teuer und zu gefährlich!
Die allgemeine Begeisterung im Mansfeldischen hält sich offenbar in Grenzen, obwohl ein Fest zu feiern wäre. Schließlich ist ein hundertster Geburtstag auch nicht gerade alltäglich. Bestimmt erinnern sich sogar noch manche Hettstedter an die legendäre „Eläktrische”.

Vor hundert Jahren hatte sie ihre Jungfernfahrt, die Hettstedter Straßenbahn, die aussah wie eine Straßenbahn aber eine Kleinbahn laut Kleinbahngesetz von 1892 war. Nur, daß sie auf Schmalspur-Schienen lief, was ihr aber wohl nichts von ihrer Lebendigkeit nahm. „Zu viele Unfälle auf der kurvenreichen und mit Steilrampen bestückten Strecke und vier Millionen Reichsmark Schulden“, lautete der Todesspruch, der die quirlige Elektrische 1922 matt setzte.

Heuer hätte sie ansonsten hundertjähriges Jubiläum.
Die Idee zu diesem Verkehrsmittel reifte, als es galt, die aufstrebenden Industrie-Städte Hettstedt und Eisleben zu verbinden und zugleich für innerstädtische Mobilität zu sorgen.
Die „Eläktrische“ war zu gefährlich und wurde aufs Abstellgleis geschoben.
Am 27. Juni 1898 erteilte der preußische Regierungspräsident in Merseburg dem Bau- und Betriebsunternehmen Kramer & Co. Berlin die Konzession zum Bau und Betrieb einer schmalspurigen elektrischen Kleinbahn. Am 10. April 1900 rollte der erste Zug zwischen Eisleben und Klostermansfeld. Am 7. Oktober 1900 war der Hettstedter Markt mit eingebunden. Den 600 Volt Gleichstrom erhielt die Bahn übrigens von einem eigenen Kraftwerk in Klostermansfeld.

Ab Mai wurde sogar Energie an Dritte abgegeben und ab 1905 konnten alle an der Strecke liegenden Orte mit elektrischem Licht versorgt werden. Wie heute, so auch damals, war der eigentliche Bahnbetrieb ein Zuschußgeschäft. Geld brachte dafür aber der Stromverkauf. Besagter Bau- und Betriebsunternehmer Kramer meldete wegen des verlustreichen Bahnbetriebs noch 1900 Konkurs an. Die Bahn ging an die „Allgemeine Deutsche Kleinbahn AG”.

Mangelnde Zuverlässigkeit, steigende Unfallzahlen und der fehlende Gewinn führten schließlich dazu, daß am 2. Dezember 1922 der Bahnbetrieb völlig eingestellt wird und Kraftomnibusse den Personenverkehr übernehmen. Trotz Bemühungen von vielen Seiten, den Bahnbetrieb wieder aufzunehmen, sind diese Pläne niemals umgesetzt worden. Dabei lag sogar eine Konzession bis zum Jahr 2000 vor!

Wer mehr darüber erfahren möchte, wendet sich an den „Kreisfelder Freundeskreis für Wandern und Ortsgeschichte”, wo man Nachforschungen zur Bahn anstellt und eine Broschüre anläßlich des hundertjährigen Jubiläums herausgebracht hat. Ansprechpartner ist dort Marco Zeddel (Tel. 03 47 72/ 2 01 41), der uns dankenswerter Weise Informationen und Bildmaterial für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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