Alte, neue Stadt im Vorharz
Kommt man neu in eine Stadt, sollte man sich schon die Zeit nehmen, sich ein bißchen umzusehen.

Aber auch wenn man tagtäglich in hektischer Geschäftigkeit durch die Straßen huscht, tut es gut, mal die Bremse zu ziehen und vielleicht einen kleinen Stadtspaziergang zu unternehmen.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Lutherstraße. So bedächtig, wie die Wipper mitten durch die Stadt fließt, so tost im Gegensatz dazu der Verkehr auf der B180 gleich nebenan.

Im Zuge der Marktsanierung wurde der Brunnen errichtet.
Zumindest hier ist von Beschaulichkeit keine Spur. Deshalb lenken wir unsere Schritte auch gleich Richtung Zentrum. Was dem Besucher, der zum ersten Mal nach Hettstedt kommt, sofort auffällt, ist das Nebeneinander von Historischem und Neuem beziehungsweise Neuerem. Hinter den Planken geht es zunächst entlang zum Zuckerhut oder Hexenturm, der einst Teil der Stadtbefestigung, die 1430-1439 gebaut wurde, war. Von hier aus hielt man Ausschau nach eventuellen Feinden.
Das sich anschließende Gebäude entstand, unter Einbeziehung von Teilen der ehemaligen Stadtmauer, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bis hinein in die Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts war das Haus noch als Kerker in Nutzung. Durch eine schmale Gasse sind wir nach wenigen Schritten auf dem Markt. Geradezu stößt man direkt auf das Landratsamt. Der Markt selbst wird vom Rathaus und der benachbarten St. Jakobi Kirche dominiert.
Rathaus
Das Rathaus geht auf die Jahre 1520 und 1526 zurück. Ein Vorgängerbau in der Mitte des Marktes ist schon 1428 erwähnt worden, jedoch, wie benachbarte Gebäude auch, im Jahre 1506 durch eine Feuersbrunst vernichtet worden.Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte erfuhr das Gebäude zahlreiche An- und Umbauten. Das heutige Hettstedter Rathaus stammt aus dem Jahre 1913. Ein großes Baustellenschild deutet schon seit längerer Zeit auf Pläne hin, einen Erweiterungsbau zu errichten.
St. Jakobi Kirche
Der Turm der spätgotischen Hallenkirche St. Jacobi ist weithin sichtbar und bestimmend für die Stadtsilhouette. Sollte die Kirche einmal geöffnet sein, lohnt sich ein Blick ins Innere. Barockaltar und Rühlmannorgel sind sehenswert. Erbaut von 1418 bis 1517 gehört das Gebäude zu den ältesten der Stadt.

Ehemalige Burg
Verläßt man den Markt Richtung Wilhelmstraße, trifft man auf einen tonnenförmigen Turm mit dem ehemaligen Brauhaus daneben.Dieser Bergfried ist der letzte Rest der ehemaligen alten Wasserburg aus dem frühen 13. Jahrhundert. Gleich daneben befindet sich der Busbahnhof. Wer mit dem Charme von Bushaltestellen nicht viel anzufangen weiß, der spart sich den Weg oder aber er benutzt die schmale Treppe auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Wilhelmstraße und gelangt in den Stadtpark. Hier kann man auf einer der Bänke verschnaufen oder ein bißchen im Grünen spazierengehen. An dem unter Denkmalschutz stehenden Bahrenhaus vorbei gelangt man, wieder einige Treppen hinunter, an Schule, Kirche und Rathaus vorbei, auf den Markt.

Markt
Inmitten einer Baumgruppe, die von Bänken umstanden ist, erinnert das Bergbaudenkmal aus Porphyr an die 750-Jahrfeier des Mansfelder Bergbaus im Jahre 1950. Im nördlichen Teil wird der Markt vom Saigertor, dem Wahrzeichen der Stadt überragt. Es stellt die Verbindung vom Markt zum Freimarkt dar.
Früher nannte sich das Tor Freimarkter Tor. Bei einer abermaligen Veränderung in den Jahren 1721/22 erhielt es die barocke Haube und eine Turmuhr. Die Uhr, Saiger genannt, führte dann zur Namensänderung in Saigertor.
Das Rathaus dominiert den Markt von Hettstedt.
Vor dem Tor wurde, im Zuge der Marktsanierung, ein Springbrunnen errichtet. Die ehemals vorhandene Grünanlage ist dem gewichen. Ob die futuristische Architektur allerdings mit dem Marktambiente harmoniert, ist doch wohl eher Geschmackssache.

St. Gangolf Kirche
Auf der anderen Seite der Wipper befindet sich der Kupferberg. Hier soll die Wiege des Kupferbergbaus gestanden haben, mithin die Bergknappen Nappian und Neuke, die das Kupferschiefer entdeckt haben. Etwa auf den Beginn des Bergbaus um 1200 datiert auch die Erwähnung von St. Gangolf. Zunächst als Kapelle durch Graf von Arnstein errichtet, kam später ein Hospital für Arme, Siechende und Kranke sowie alte Bergleute hinzu. Ein Nonnenkloster folgte. Heute ist die Kirche frisch restauriert und wird als historischer Ort für kulturelle Begegnungen genutzt.

Glockenstreit
Der Förderverein der Gangolfkirche hatte sich für die Sanierung des ältesten Gebäudes stark gemacht. Noch heute fehlt am ebenfalls sanierten Glockenstuhl die 1657 gegossene Bronzeglocke, die sich in der Obhut der St. Jakobi Gemeinde befindet. Waltraud Hornickel vom Förderverein: „ Jetzt ist das Gebäude saniert und die Glocke fehlt.“ Die will Gemeindepfarrer Sebastian Bartsch aber keinesfalls rausrücken: „Die ehemalige Gangolf Kirche ist offiziell entweiht worden, die Glocke ist nun Eigentum der St. Jakobi Gemeinde!“

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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