Grün oder Grau?
Hettstedt hat sich ganz gut herausgemacht in den letzten Jahren. Sanierung hieß ein Zauberwort. Von Hettstedtern, die wir auf dem Markt trafen, wollten wir wissen, wie ihnen die Ergebnisse der Sanierungsbemühungen gefallen, was sie gut finden und was ihnen vielleicht auch nicht behagt.
Alexandra Wagner (27), Verkäuferin, zur Zeit im Erziehungsjahr:
„Ja, Markt und Umgebung sind nicht schlecht geworden, die Gestaltung ist recht nett.

Aber der Springbrunnen paßt architektonisch irgendwie nicht ins Bild. Außerdem war es da früher grün, jetzt ist alles gepflastert. Und früher gab es hier auch nicht so viele Autos, das ist schlimm geworden.

Wir wohnen im dritten WK, aber da wird das Wohnumfeld auch nicht besser. Überall Verbotsschilder, der Sand auf den Spielflächen wird durch Rindenmulch ersetzt oder man macht gleich Parkplätze daraus. Schade. Hettstedt ist kinderunfreundlich.“


Rudolf Hoffmann (63), Rentner:
„Der Marktplatz hat sich zum Guten verändert und ist neu gepflastert.

Aber leider stehen in den Neubauvierteln, zum Beispiel Richtung Aschersleben, zu viele Wohnungen leer. Im Neubau müßte etwas getan werden, damit dort nichts verkommt.

Was die Miete betrifft, ich selbst wohne in einem unsanierten Altbau und mache vieles selbst. Dadurch spart man etwas.“


Evelin Schneider (48), Erzieherin:
„Die Sanierung finde ich toll. Gut, daß es so schöne verschiedene Läden und Boutiquen gibt.

Aber bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit klingeln wohl die Kassen nicht wie gewollt. Deshalb pulsiert da auch das Leben nicht so, wie ich es mir zum Beispiel wünschen würde.“


Hans Müller (82), Rentner:
„Für die Stadt hat es schon etwas Gutes, wenn die Häuser wieder schmuck aussehen. Aber mich interessiert das weniger. Ich wohne im Sanierungsgebiet in meinem eigenen Haus.

Das ist so um die 200 Jahre alt. Mich hält es schon noch aus. Ärgerlich ist nur: Es wird viel gebaut, auch neu gebaut, aber es steht eben auch viel leer. Das ist nicht gesund. Die Geschäfte stehen zum Teil leer, weil die Gewerbetreibenden die Miete nicht aufbringen können.“


Susanne Hartung (28), Fotografin:
„Die Gegend um den Markt ist sehr attraktiv geworden. Die allgemeine Reaktion von Auswärtigen ist: „Mein Gott, habt ihr einen schönen Markt“.

Manche sagen aber auch: „Das Pflaster, auf dem wir hier stehen, ist unser Solidaritätsbeitrag“. Die Mieten sind derzeit im Keller, für manche sind sie aber immer noch zu hoch.

Das Problem ist: Die Kaufkraft fehlt einfach.“

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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