Stand April 2011
Seeteufel in Wandlitz?
Dieses Jahr könnte der „Seeteufel“ seinen 130. Geburtstag feiern. Ausgerechnet in Wandlitz wird man sich daran besonders erinnern, und das, obwohl der gefeierte Marine-Held niemals seinen Fuß in die Gemeinde gesetzt hat.
Dennoch gibt es hier einen „Wandlitzer Felix Graf von Luckner Marine Historik Sport Club 2001 e.V.“, der dieses Jahr gleich doppeltes Jubiläum feiern kann: Neben dem Geburtstag des 1881 geborenen Seehelden kann nämlich der Verein sein eigenes zehntes Jubiläum feiern.
Dennoch stellt sich die Frage, was ein Marineverein mit Wandlitz zu tun hat. Die Spurensuche beginnt natürlich beim Vereinsvorsitzenden Michael Berbig. Und siehe da, schon wird man fündig: „Graf Luckner war ein Cousin meiner Uroma Alette von Bernsdorff. Das hat mich auf den Seeteufel neugierig gemacht“, klärt der Wandlitzer auf, wie es zu dem Verein mit dem langen Namen kam.
Schiffe versenken
Luckner wurde auf Gut Pennrich in Dresden geboren und brach als 16-jähriger mit seiner Familie, um seine Abenteuerlust auf hoher See auszuleben. „Als erstes heuerte er auf dem russischen Schiff Niobe an, und zwar als Phylax Lüdecke“, weiß Michael Berbig. Trotz dieser Tarnung sprach sich sein Mut schnell herum. Prinz Heinrich, Bruder von Kaiser Wilhelm II., ließ ihn in seiner Funktion als Oberbefehlshaber der Marine zum Offizier erheben. Luckner soll für die kaiserliche
Marine etwa zwei Dutzend feindliche Schiffe versenkt haben, wobei nur ein einziger „feindlicher“ Seemann ums Leben gekommen sein soll. Diese „menschliche“ Kriegsführung brachte ihm hohen Ruhm bei Freund und Feind ein. Er kam zeitweise in Kriegsgefangenschaft und vollführte abenteuerliche Fluchten.
Ehrenbürger in den USA
Nach dem Krieg wurde er durch internationale Vortragsreisen insbesondere in den USA bekannt. Er plante eine Weltumseglung, die ihn allerdings nur von Hamburg nach Amerika führte.
Seine hohe Bekanntheit erzielte der Graf mit der Schilderung seiner Abenteuer im Buch „Der Seeteufel“, das er immer wieder „aktualisierte“. Im Krieg soll er eine Jüdin gerettet haben. Bei Kriegsende erreichte er durch Verhandlungen mit den US-Truppen, dass seine Wahlheimat Halle kampflos und damit ohne verheerende Zerstörung übergeben wurde. Luckner war
Ehrenbürger der Stadt San Francisco und wurde von der US-Armee zum Ehrenoberst der 104. US-Division „Timberwolves“ ernannt, die Halle zu erobern gehabt hätte. Er starb 1966 in Malmö, wo er mit seiner zweiten Frau, der Schwedin Ingeborg Engeström gelebt hatte.
Wandlitzer mit Seemanns-Patent
Michael Berbig und sein Freundeskreis begannen ihre Vereinsaktivitäten vor zehn Jahren damit, sich auf die
Spuren des „Seeteufel“ zu
begeben. Berbig „heuerte“ auf einem russischen Segel-Schulschiff an und konnte sogar ein „Patent“ auf dem Windjammer erwerben. Er erinnert sich noch gut, dass dazu auch gehörte, in 40 Meter Höhe in der Takelage tätig zu sein. „Nun führen wir jedes Jahr einen Törn durch“, nennt er einen Teil der Vereinsaktivitäten. Allerdings sind die Schiffe mittlerweile von der Größe her deutlich geschrumpft und damit für die Wandlitzer Marinefreunde leichter handhabbar. Fit machen sie sich dafür auf dem Wandlitzsee. Berbig verweist stolz auf seine eigenen Anfänge mit einer Rennjolle aus Holz, die ursprünglich bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin im Einsatz war.
Viele Sportler unter einem Dach
Aus dem Häufchen Wandlitzer Abenteuerlustiger, zu dem auch Berbigs Ehefrau, die Gemeindevertreterin und Kreistagsabgeordnete Kerstin Berbig gehört, wurde unversehens ein richtiger Sportverein mit ganz unterschiedlichen Abteilungen.
Die mittlerweile an die 70 Mitglieder beschäftigen sich mit Behindertenschwimmen und Segeln, es gibt Sportschützen und Böllerkanoniere. Bastelfreunde treffen sich im Kreativzirkel. Überregional bekannt sind die Paint Ball Fans, die in der Bundesliga sehr erfolgreich sind.
Der Verein feiert das Doppeljubiläum am 18. Juni 2011.
Schiffe versenken ist dabei aber ausdrücklich nicht angesagt, schließlich wird ganz konsequent auf dem Trockenen gefeiert!
Infos:
Tel. 03 33 97/2 13 71
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