Stand März 2012
Von der U-Haft in den Jugendclub
Basdorf hat einen nagelneuen Jugendclub, da ist der Nachwuchs hoch willkommen. Man kommt leicht rein, doch auch wieder raus?
„Das ist bei uns ebenfalls kein Problem“, versichert die neue Leiterin Nicole Schirmag. Doch das war bei ihr nicht
immer so. In ihrer vorherigen Tätigkeit gab es für ihre „Schützlinge“ erst mal keinen Ausgang, denn die 31-jährige Diplom-Pädagogin, die an der Universität Hildesheim studierte, war für den „guten Empfang im Knast“ von Hannover zuständig. „Ich betreute die ankommenden Untersuchungs-Gefangenen, erklärte ihnen, dass sie nun wohl eine gewisse Zeit dableiben müssen, stellte den Kontakt zu Familien und Anwälten her“, beschreibt sie ihre Arbeit. Im neu-erworbenen
Eigenheim in Basdorf nützte sie die Elternzeit, um ihre
Diplom-Arbeit zu schreiben. Thema war die U-Haft.
Nur ein Mann im Haus
In Hannover hatte sie täglich eine ganze Menge Männer um sich, in Basdorf sind es erheblich weniger, denn hierher brachte sie die Liebe. Seit September 2011 kümmert sie sich nun zusammen mit dem 51-jährigen Peter Packetat um etwa 35 Besucher des neuen Jugendclubs. Packetat war ursprünglich „Rohrleger“, machte dann eine Weiterbildung zum „Freizeitpädagogen“ und pendelt als mobiler Jugendarbeiter der Gemeinde zwischen den Jugendclubs von Klosterfelde und Basdorf.
Neuer Club, meistens geschlossen
Die beiden können in ein schmuckes neues Gebäude mit schöner Außenanlage nicht weit vom Bahnhof Basdorf einladen. Der Bau hatte stolze 350 000 Euro verschlungen, der Löwenanteil davon, nämlich 214 000 Euro, kam per Konjunkturpaket II von der Bundesregierung.  
Der Club wurde im April 2011 eröffnet, hatte mangels Personal aber erst mal bis auf zwei Tage fast immer geschlossen. Erst seitdem Nicole Schirmag die trübe Knast-Atmosphäre gegen die bunten und hellen Räume im Basdorfer Jugendclub tauschte, kann das Haus seinen Zweck richtig erfüllen. Nun ist die ganze Woche über Betrieb, außer am Wochenende.
Essen wie in Italien
Gemütlicher Aufenthaltsraum, Küche mit Bar-Charakter und Billardtisch haben sich unter den Jugendlichen schnell als Tipp herumgesprochen. Etwa 35 Jungs und Mädchen im Alter von acht bis 20 Jahren gehören zu den regelmäßigen Besuchern. „Im Winter sind es weniger“, so Nicole Schirmag und Peter Packetat.
Großen Erfolg hatten bisher themenorientierte Projekte. „Wir hatten uns beispielsweise mit Italien beschäftigt und dann gleich entsprechende Gerichte zubereitet. Das war ein großer Erfolg“, so Nicole Schirmag.
Weitere Länder stehen nun davor, in Basdorf „gekostet“ zu werden. Noch in Vorbereitung ist ein Jugendclub-Kino mit „Filmen wie Forrest Gump, die man einfach mal im Leben gesehen
haben sollte“, wie Peter Packetat meint, der dieses Thema anpacken will. Besonders stark engagieren möchte sich das Team für Spaß während der Ferien. So soll es zu Ostern in den Zoo gehen, im Sommer ins Zirkusferiencamp nach Klosterfelde. „Wir planen außerdem eine Mädchenkanutour“, so Nicole Schirmag. Für die jüngeren Besucher soll es tolle Fahrrad-Ausflüge geben: „Wir treffen uns erst zum Frühstück im Club und dann geht es los, zum Baden an einen See, an tolle Spielplätze im Wald oder an andere interessante Orte!“ Ebenfalls geplant ist ein
Besuch im ehemaligen KZ Auschwitz in Polen. „Das erfordert aber eine gute Vorbereitung“, so Peter Packetat.
Verbotene Genüsse
Natürlich kann man ganz einfach in den neuen Jugendclub kommen um sich mit Freunden zu treffen, sich auszutauschen und Spaß zu haben.
Allerdings soll die gute Laune ohne künstliche Verstärkung auskommen, denn Drogen, Zigaretten und Alkohol sind hier strikt verboten, fast so, wie es Nicole Schirmag von ihrer früheren Arbeitsstelle her kennt!
Mit einem wichtigen Unterschied: Wer beim unerlaubten Genuss erwischt wird, der wird beim Jugendclub Basdorf „an die frische Luft gesetzt“.
So hätten sich die ehemaligen „Kunden“ von Nicole Schirmag sicher gerne „bestrafen“ lassen.
Infos:
Jugendclub Basdorf
Bahnstraße 1 a
16348 Wandlitz OT Basdorf
Tel. 03 33 97/2 12 00
Mo., Di. 14-20 Uhr
Do., Fr. 14-20.30 Uhr
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