Unterwegs mit einem Porsche zu sein, diesen Traum hat wohl jeder mal gehabt. Ein
 Autofan aus Schönwalde scheint 
da allerdings einiges falsch verstanden zu haben: Sein Porsche ist nur noch
 schwer als Traumwagen vorstellbar. Sitz, 
Gurt, Lenkrad, Ganghebel, Pedale – damit ist der ansonsten weitgehend leere Innenraum schon fast vollständig 
beschrieben.  
            
        
        
            Sportwagen wollen ja puristisch erscheinen, um ein unverfälschtes Fahrgefühl zu vermitteln. Doch muss es sein, dass sogar 
der Tacho fehlt?  
            
        
        
            Siege in Ost und West 
            
        
        
            Bei Uwe Wagner gibt es generell keinen Schnickschnack im Auto. Das ist eines
 seiner Erfolgsgeheimnisse, das den 
Schönwalder zu einem der erfolgreichsten Rennfahrer werden ließen. Der heute 55-Jährige nimmt seit 1978 am offiziellen 
Rennbetrieb teil. „Mein erstes Auto war ein selbst zusammengebauter Buggy mit Wartburg-Motor.“ Bereits 1985 wurde er 
DDR-Meister. Er stieg zum Lizenzfahrer für Rennwagen mit Lada-Motor bis 1600 Kubikzentimeter auf. Seine Spezialitäten sind 
Rallye-Cross und Auto-Cross.  
            
        
        
            Zwei Disziplinen 
            
        
        
            „Das eine wird auf Bitumen-Bahnen, also Pisten mit Straßenbelag gefahren, das andere im Gelände“, erläutert er den 
Unterschied. Nach der Wende konnte er, unterstützt von Schwiegervater Hans Raeb, den viele als langjährigen Vorsitzenden 
vom Motorsportclub „MC Klosterfelde“ kennen, in Westdeutschland beweisen, dass man unzureichende Mittel an Technik
 und 
Material durch Pfiffigkeit in der Konstruktion und Fahrerkönnen ausgleichen kann: „Am Anfang wurde ich belächelt, doch dann 
zogen die Kollegen den Hut. Ich trat gegen eine Konkurrenz an, die mit
 umgebauten BMW- und Porsche-Boliden ausgestattet 
war und teilweise finanzkräftige Sponsoren und Rennställe hinter sich hatte. Dennoch konnte ich bei den gesamtdeutschen 
‚German Masters’ 1991 mit meinem Lada 1600 einen sehr beachtlichen siebten Platz erreichen“, schwärmt der schnelle 
Schönwalder noch heute.  
            
        
        
            Vom Golf zum Porsche  
 
            
        
        
            Für die weiteren Erfolge seiner Rennkarriere schwenkte er vom Buggy auf
 Tourenwagen  um. Zum Zuge kamen ein 
modifizierter Honda CRX und ein VW Golf GTI in mehreren Ausbaustufen. Im Jahr
 2000 nahm er an sage und schreibe 33 
Läufen teil und wurde Deutscher Vizemeister. 28 mal konnte er den Siegerpokal für sich reklamieren, zweimal brachte er Silber 
nach Wandlitz. „Die anderen drei Läufe hatte ich Fahrzeugschäden und konnte das Rennen nicht vollenden.“ 
 
            
        
        
            Meister aller Klassen   
 
            
        
        
            Erste Krönung der Karriere war 2001, als Uwe Wagner Deutscher Cross-Meister bei
 Tourenwagen und Spezialcross wurde. 
Als Zeichen des Erfolgs konnte er da die begehrte „Deutsche Autocross-Trophäe“ mit nach Hause nehmen. „In den 14 
Deutsche Masters-Läufen und sieben Finalrennen errangen wir 14 Siege und vier zweite Plätze“, fasst er den Aufsehen 
erregenden Erfolg zusammen. Dies beflügelte Wagner, sich noch weiter nach vorne zu wagen. Bei den
 Europameisterschaften 
kam sein Rennstall aus Schönwalde auf beachtliche vordere Plätze. In der Mannschaftswertung erreichten Uwe Wagner und 
sein Mechaniker Lutz Gliewe einen tollen dritten Platz. Damit kamen sie aufs
 europaweite Siegerpodest.  
            
        
        
            Rennfieber in der Familie    
 
            
        
        
            „Mit zum Team gehört natürlich ebenso meine Frau Marianne Ritter. Wir hatten uns durch den Sport
 kennengelernt. Sie ist die 
Tochter von Hans Raeb, der den Rennsport in der Region und damit meine
 sportliche Karriere maßgeblich geprägt hat“, gibt 
Wagner den Blick ins Privatleben eines passionierten Rennfahrers frei. „Wir sind nun über 30 Jahre zusammen. Meine Tochter 
Janine Linhard ist Friseusin in Basdorf und hat sich vom Rennfieber leider nicht
 anstecken lassen. Sie ist mittlerweile 35 Jahre 
alt und hat es trotz meines ständigen Drängens erst vor zwei Jahren geschafft, den Führerschein zu machen!“
 
            
        
        
            Sportgeschichte   
 
            
        
        
            Uwe Wagner hingegen sorgt Jahr für Jahr für sportliches Aufsehen. So schrieb er Geschichte, als er als erster Deutscher
 2005 
an der „Nordeuropäischen Rallycross-Meisterschaft“ teilnahm, wo es Läufe in Dänemark, Litauen, Lettland, Estland und 
Finnland zu bestreiten galt. „Das war natürlich ein immenser logistischer und zeitlicher Aufwand.“ Dann erfolgte der Wechsel 
zum Traumwagen vieler insbesondere männlicher Autofans. „Ich konnte von einem Clubkameraden günstig seinen Porsche 
911 bekommen. Der hatte schon 250 000 Kilometer zurückgelegt. Ich habe ihn total zerlegt und für Rennen neu aufgebaut.“ 
Was Uwe Wagner begeistert und zu neuen Siegen führte, würde allerdings einem echten Porsche-Fan eher die Tränen in die 
Augen treiben: „Was nicht nötig ist, wurde ausgebaut“, gibt Uwe Wagner zu. Als Ersatzwagen für den „nur“ 210 PS starken 
Boliden hat er übrigens einen Opel GTI mit 150 PS. „Die Motorstärke ist nur ein Kriterium. Viel wichtiger finde ich Erfahrung, 
Fahrerkönnen und schnelle Reaktion“, zeigt Uwe Wagner, dass bei ihm Technik nicht alles ist. 
            
        
        
            Lausitzpokal in Folge   
 
            
        
        
            Seine Erfolge geben ihm recht: 2012 und 2014 holten er und sein Mechaniker
 sensationell den Internationalen Lausitzpokal im 
Autocross für Tourenwagen über 1600 Kubikzentimeter. 2013 gab es Silber. „2015 möchte ich daran anknüpfen.“ Nachdem 
sein familiärer Rennstall nur noch fürs Catering einen Sponsor hat, finanziert Uwe Wagner die Ehre für Wandlitz eben 
weitgehend selbst.  
            
        
        
            Teures Hobby   
 
            
        
        
            Als Automechaniker, der noch mit Schweißgerät, Hammer und Schraubschlüssel umgehen kann, weiß der einzige 
international erfolgreiche Rennfahrer von Wandlitz den Kapitaleinsatz in Grenzen
 zu halten. „Hohe Kosten verursachen die 
Startgebühren, die Anreise mit Wohnmobil und Hänger, die Aufwendungen vor Ort und der Treibstoff. Das sind bei den 
Rennen gut 20 Liter auf 100 Kilometer.“
 
            
        
        
            Mobil gegen Wind & Wellen    
 
            
        
        
            Übrigens ist der schnellste Wandlitzer auf der Piste im Privatleben alles andere
 als ein Heißsporn: „Ich liebe Angeln, Campen 
und neuerdings habe ich mich fürs Fahrradfahren begeistern können.“ Während das Fahrrad immerhin aus dem Laden 
stammt, hat er den Angelkahn selbst geschweißt: „Ich hatte einen kaputten Hochdach-Ducato. Da kam mir die Idee, das Dach 
abzunehmen und umzudrehen, damit daraus ein Kahn wird. Dem sieht man die
 Herkunft zwar an, aber er hat mittlerweile 
sogar bei Wellengang auf der Ostsee seine Seetüchtigkeit bewiesen!“ Ein wenig Hang zum Extremen verfolgt den Rennfahrer 
aus Wandlitz also sogar noch dann, wenn er auf dem Wasser einem ansonsten eher
 ruhigen Hobby frönt!