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Ein Schweinehund, der keiner ist!

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Künstler
Knuth Seim
Telefon:01 51/41 87 04 33
Website:www.knuth-seim.de
Foto von Knuth Seim, Künstler, WandlitzFoto von Knuth Seim, Künstler, WandlitzFoto von Knuth Seim, Künstler, WandlitzFoto von Knuth Seim, Künstler, WandlitzFoto von Knuth Seim, Künstler, WandlitzFoto von Knuth Seim, Künstler, Wandlitz

Preisträger am Dorfende

Stand: April 2018

Dort, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, Pferde weiden und Kühe grasen, genau da erfährt man alles über den sprichwörtlichen „Schweinehund“!

Dafür steht jetzt sogar ein Kunstpreisträger von Brandenburg parat. Denn hier, am hintersten Ende von Klosterfelde, trifft man auf Knuth Seim. Er freut sich sichtlich über Besuche, denn diese sind selten. Aus schlechter Erfahrung gibt er vorsichtshalber eine genaue Routenbeschreibung: „Hinter der Biogasanlage weiter fahren, immer die Straße entlang. Selbst wenn man es nicht für möglich halten würde, es kommen nach einiger Zeit noch Häuser und dann sind Sie bei mir!“

Heiße Havelmädchen
Knuth Seim hat nach dem Umzug aus dem quirligen Berlin sichtbar sein Herz für die Einsamkeit der Natur entdeckt: „Ich hatte Ateliers in Prenzlauer Berg und dann sogar in der Auguststraße, wo heute viele Galerien sind. Doch da gab es keine Chance zu bleiben.“ Also machte er den radikalen Schnitt, zog 1997 mit Frau und Kinder in ein früheres Pfarrhaus im kleinen Havelland-Dorf Garlitz. „Das ist nicht sehr weit von Ribbeck, das man vom Theodor-Fontane-Gedicht her kennt“, gibt er als Orientierungshilfe. Dort, am bekannten Schloss, setzte er Zeichen, die noch heute sichtbar sind: Hier laden drei hübsche lebensgroße „Havelmädchen“ ein, die aus seiner Werkstatt stammen.

Allein in Wandlitz
Während die Mädchen also dort bleiben, gelangte der Künstler, getrennt von Frau und Kinder, im mit Sicherheit einsamsten Teil von Klosterfelde an. Ob ihn das inspiriert? „Ich setze in meinen Arbeiten um, was ich denke oder träume. Manchmal kommen mir die Ideen, wenn ich auf dem WC bin“, beschreibt er seine ungewöhnliche Schaffensweise. Zur Kunst gekommen ist er im zarten Alter von 14 Jahren: „Ich hatte bei uns zuhause in Chemnitz im Garten einen Stein gefunden, aus dem ich mit Hammer und Meißel einen Kopf herausgearbeitet habe. Da war ich tierisch stolz und wollte das zum Beruf machen. Dies gelang mir allerdings erst über die Arbeit als Ungelernter bei einem Steinmetz in Dresden!“

Ausgetrickst vom Schweinehund
Einsam und allein in Klosterfelde ist der studierte Bildhauer aufs Schwein gekommen. Diese stehen als Bronzefiguren in vielen Varianten auf dem Arbeitstisch und im Regal. „Ein Schwein hat ja viele Bedeutungen für uns Menschen. Es gibt das Glücksschwein und den Schweinehund“, sinniert der 57-Jährige. Dabei brachte ihn ausgerechnet letzterer auf den Holzweg: „Ich dachte, es ist ein Zwitterwesen, halb Hund, halb Schwein und habe es so geformt. Erst danach stieß ich darauf, dass es riesige Hunde waren. Sie waren gezüchtet, um Wildschweine für Jäger aufzuspüren, die diese dann per Spieß erlegten.“
Von diesen damaligen Züchtungen schaffte es gerade noch die Englische Dogge in unsere Zeit.
Im „richtigen“ Leben hat Knuth Seim übrigens eher Probleme mit Tieren: „Mein Kater ist mir leider entlaufen.“

Ruhebänke für Schulen
Knuth Seim ist ein Bildhauer, dem jedes Material recht ist. Zu Stein kam, bedingt durch die Liebe zur Künstlerkollegin Heike Adner, die Leidenschaft für Bronze. Die menschliche Verbindung hielt nicht lange, die zu Bronze allerdings schon. Daneben hat es ihm das völlig anders zu handhabende natürliche Material Holz angetan. Damit wurde er, zur eigenen Verwunderung, zum Trendsetter: „Ich habe in vielen Schulhöfen in Berlin und Potsdam Spielplätze und Ruheecken geschaffen. Es ging darum, frühere Betonflächen zu begrünen und mit Leben zu erfüllen. Das nahm derartige Ausmaße an, dass daraus ein regelrechtes Geschäft wurde. Plötzlich waren für mich sechs Leute in Arbeit. Da zog ich die Reißleine, so wollte ich nicht leben.“ Nun ist Knuth Seim Saisonkünstler: „In den Ferien habe ich Zeit für meine Kunst.“

Per Scheidung zum Ruhm!
Ausgerechnet eine seiner schmerzlichsten Erfahrungen, die Trennung von Ehefrau Friederike Seim, brachte ihm den größten künstlerischen Erfolg: „Ich verarbeitete meine Emotionen in einer Figur. Es war ein Torso, die Hände verdeckten den Kopf, so dass man damit ‚kopflos‘ assoziieren konnte. Ich nannte sie ‚Wohin?‘ und finde immer noch, dass es eine gute Arbeit ist. Offenbar spürten die Juroren die Emotionalität und Kraft, so dass ich dafür tatsächlich den begehrten ‚Brandenburgischen Kunstpreis’ bekam!“

Freche Schlager zur Kunst
Die tierisch vielfältigen Arbeiten von Knuth Seim kann man gerne im Atelier bestaunen. Neben Tieren spielen Frauen und Formen eine wichtige Rolle. Besonders interessant bekommt man das alles am Tag der Offenen Ateliers am 6. Mai 2018 präsentiert. Dann stellt Knuth Seim zugleich seine Stimmkraft und die neu entdeckten Fähigkeiten als Schöpfer von frechen Gassenhauern unter Beweis: „Vieles dabei ist allerdings nicht jugendfrei“, warnt er. Um sich hier zu perfektionieren geht er brav in die Musikschule: „Mein Lehrer ist halb so alt wie ich“, schmunzelt er. Wie so oft in seinem Leben, war es hier ebenfalls die Liebe, die ihn zu dieser neuen Wendung brachte, diesmal allerdings zur eigenen Mutter: „Sie ist mittlerweile 90 Jahre alt und etwas dement. Über die Musik finde ich zu ihr Zugang!“ Schließlich kann er ja kaum seine oft zentnerschweren Plastiken ins Pflegeheim schleppen!

Erstellt: 2018