Mit Petra unterwegs im Amt Wandlitz

Da war ich mir eigentlich ganz sicher: Das Auto brauche ich nicht, wenn ich auf Entdeckungstour durch das Amt Wandlitz starte. Am Bahnhof Wandlitzsee – so hatte ich mir das vorgestellt – würden Kutsche oder Kremser stehen und ich kann ganz in Ruhe die schöne unberührte Natur und ein gemütliches Picknick genießen. Hatte meine Frau Petra doch liebevoll einen schönen Korb zusammengepackt. Verabredet bin ich mit Petra Sankowski vom Tourismusverein Naturpark Barnim
e. V., sie soll mir auf die Sprünge helfen. Das Wetter spielt mit, die Sonne strahlt immer wieder durch die lockere Wolkendecke hindurch. Nur, wo steht mein Kremser? Petra Sankowski: „Mit dem Fahrrad geht das viel besser. Und es ist schließlich auch noch gesund.“ Hoffentlich meint sie nicht, ich könnte einen kleinen Fitnesskurs vertragen und trete wie ein Weltmeister in die Pedale! Ich sehe mich schon mit gesenktem Kopf hinterherhecheln, Schweiß auf der Stirn und den Blick starr geradeaus statt in die Umgebung geschweift. Aber da ist sie dann doch viel zu naturverbunden und scheucht mich nicht. Als ich Oberwasser bekomme und mutig vorschlage, dann doch gleich mal alle Orte und Seen des Amtes auf einmal abzufahren, zieht sie mir zum Glück diesen Zahn. „Da müsste ich Sie doch erst zum Training bei Jürgen Geschke anmelden. Der Ex-Weltmeister im Radsprint betreut hier Radsportbegeisterte und hat uns die Fahrräder für unsere Tour ausgeliehen.“ Wir machen uns also auf die abgespeckte Variante für Anfänger. Wandlitz – so erfahre ich beim ruhigen Radeln – ist ein märkischer Erholungsort mit langer Tradition und sehr vielen Freizeitmöglichkeiten. „Surfen, Segeln, Baden, Bootfahren, Angeln“, zählt Petra Sankowski auf und ergänzt, „man nennt uns deshalb seit den zwanziger Jahren die nördliche Badewanne von Berlin.“ Also runter an den See und gleich mal die Füße gekühlt. Als Tipp nehme ich noch den Hinweis auf das Agrarmuseum mit den traditionellen Sommerkonzerten in meine grauen Zellen auf. Einmal so auf das Wasser fixiert, lasse ich mir den Pedalritt auf dem neuangelegten Rad- und Wanderweg nach Stolzenhagen empfehlen, einem typischen Angerdorf mit idyllischem See. Endlich angekommen, denke ich nur an Pause. Die Kraft reicht aber noch, um zu erkennen, dass der wunderbare neuerrichtete Spielplatz am Radwanderweg für Familien mit Kindern der ideale Haltepunkt ist. Wer noch Kraft in den Waden hat, sollte über Klosterfelde weiterfahren. Dieser Ort ist lange durch die Holzindustrie geprägt gewesen und verfügt mit der alten Feldsteinkirche und dem Internationalen Artistenmuseum über Attraktionen, die zum Verweilen einladen. Uns zieht es weiter nach Prenden. Das ist ein kleines hübsches Dorf in einer flachen Mulde zwischen eiszeitlichen Endmoränen. Pilzsammler werden spätestens hier vor lauter Finderglück nicht mehr weiterkommen. Ich habe schon vom Golfklub und den Schießständen gehört, aber dass die Kirche mit ihrem restaurierten Fachwerkturm nur einen Stunden-, aber keinen Minutenzeiger hat, war mir bisher entgangen. Naturfreund wie ich nun mal bin, muss ich jetzt natürlich noch unbedingt über Lanke und Ützdorf zum Liepnitzsee. Lanke liegt ja als einzige Gemeinde des Amtes östlich der A11 und ist dank der Autobahnabfahrt beliebte Einflugschneise erholungssüchtiger Berliner. Für mich ist der Liepnitzsee der schönste See hier. Das liegt sicher auch an der mittendrin gelegenen Insel, die man per Kahn oder Fähre erreichen kann. Trotz langer Pause bin ich nahe daran, jetzt den Offenbarungseid zu leisten und zuzugeben, dass ich nicht mehr so richtig weiter kann. Auf schmalen verschlungenen Waldwegen sind wir erstaunlich schnell zurück in Wandlitz. Und weiter geht es nach Basdorf. Neben den sichtbar guten Einkaufsmöglichkeiten lohnt hier vor allem der Blick in die Kirche im alten Gemeindekern. Bowling und Skatingbahn bilden dazu den Kontrast und bieten Sportinteressierten reichlich Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Eisenbahnfreunde sollten unbedingt in das Heidekrautbahnmuseum gehen. Richtung Berlin schließt sich das „Spinnerdorf“ Schönwalde an. Hier siedelten sich unter der Regierung Friedrichs des Großen Spinner an, für die die typischen Kolonistenhäuser errichtet wurden. So mancher preußische Soldatenrock wird früher seinen Ursprung daher in Schönwalde gehabt haben. Mit dem Gorinsee gibt es auch hier hervorragende Erholungsmöglichkeiten. In Schönerlinde ist die spätgotische Feldsteinkirche nicht zu übersehen und zeigt allen, die aus Berlin kommen, dass sie das Tor zum Barnimer Land erreicht haben. Petra Sankowski rät, lieber ein paar Tage mehr einzuplanen und dann ganz gemütlich die eine oder andere Rad- oder Wandertour auszuprobieren. Übrigens: Nur gut, dass Petras Picknick-Korb mit hatte, denn schließlich war beim Ausflug mit Petra Sankowski einiges an Kalorien verbraucht worden! Detlef Hansel

Dr. Detlef Hansel und Petra Sankowski auf Amtstour. Von Klosterfelde geht es zum Liepnitzsee und durch lichte Wälder zurück nach Wandlitz.



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