250 Jahre Spinnerdorf Schönwalde

Bürgermeisterin will auf die Matte

Das Spinnerdorf Schönwalde feierte 2003 seinen 250. Geburtstag – und freut sich, dass es dort immer noch „einige Spinner“ gibt.
Dazu zählt sich die quirrlige Bürgermeisterin Maria Brandt auch selbst: „Ohne Spinner geht doch nichts voran!“
Das Dorf verdankt seine Gründung Friedrich dem Großen, der für die Uniformen seiner Soldaten dringend Wollspinner benötigte. Brandenburg war aber nur dünn besiedelt und hatte eklatanten „Fachkräfte-Mangel“. Deshalb sollten aus anderen Gegenden Bewohner abgeworben werden, um sich bei uns als Kolonialisten niederzulassen. Die Bereitschaft, nach Preußen zu ziehen, war offenbar aber verhalten, die Anwerbemethoden umso einfallsreicher. „Trotz nicht immer ehrlichen Methoden kamen vorwiegend fleißige und ordentliche Leute“, hat Maria Brandt über ihre „Vorfahren“ herausgefunden. Heute muss die Bürgermeisterin keine Tricks aufwenden, um Menschen für ihren Ort zu begeistern: Schönwalde hat seit 1993 die Anzahl der Einwohner fast verdoppelt: In zehn Jahren stieg die Bevölkerung von 1211 auf 2100 Personen. „Damit hat Schönwalde von allen Amtsgemeinden die prozentual größte Zuwanderung“, bestätigt Amtsdirektor Udo Tiepelmann.
Die Bilanz der 50-jährigen Bauingenieurin kann sich sehen lassen: „Fast alle Häuser sind an die Kanalisation angeschlossen. Unsere neue Sporthalle ist fertig, das Gemeindezentrum kann bald bezogen werden. Wir haben dafür 1,4 Millionen Euro aus eigenen Mitteln, ohne Fördergelder in Anspruch zu nehmen, aufgebracht. Dort haben wir nun Raum für die Musikschule, einen neuen Kindergarten, Platz für einen Jugendclub, die Bibliothek und Versammlungsräume für Vereine oder Veranstaltungen.“ Natürlich soll das
Gemeindeamt dort ebenfalls einziehen. Für das frühere Domizil, den markanten runden Turm am Ortsausgang nach Bernau, hat die hauptberufliche Inhaberin eines Bauplanungsbüros in Hohen Neuendorf bereits einen Käufer gefunden. Der will dort Wohnungen einrichten.
Übrigens ist Maria Brandt selbst „Kolonialistin“. Sie stammt aus Magdeburg. Von dort verschlug es sie erst nach Basdorf und dann nach Schönwalde. Was wieder typisch ist für Maria Brandt: Jahrelang amtierte sie als Parteilose. Vor eineinhalb Jahren trat sie in die SPD ein – zu einer Zeit, in der die Partei nicht gerade populär war: „Ich hielt das für nötig und richtig“, sagt sie. Denn Maria Brandt hängt kein Fähnlein nach dem Wind. Wie schafft sie es, Familie, Ehrenamt und Beruf zu verbinden? „Mein Mann und ich sind 30 Jahre verheiratet, da ist es vielleicht ganz gut, dass ich soviel unterwegs bin“, schmunzelt sie. Was würde sie gerne machen, wenn sie doch ein wenig Freizeit hätte? „In die Sporthalle gehen und ein paar Kinder auf die Matte legen!“ Maria Brandt ist, so die Erklärung, begeisterte Judo-Sportlerin und Trainerin. Eine Kämpfernatur, mit Charme und Fingerspitzengefühl eben!

Weitere Informationen: Tel. 033056/25070

Maria Brandt träumt davon, mal ein paar Mitbürger auf die Matte zu legen – als begeisterte Judo-Sportlerin.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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