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Da soll noch mal einer sagen, alte Damen haben keinen Appetit! Sind es doch stolze fünf Tonnen, die unsere 86jährige in sich hineinmampft. Kein Wunder, dass sie selbst ebenfalls ein ordentliches Gewicht auf die Waage bringt: 56 Tonnen, das soll ihr mal jemand nachmachen!
Und Durst hat die: 25 Kubikmeter Wasser gehen in ihren Bauch! Und wie es mit Omas so ist: Unsere Seniorin wird von den Jüngeren gehätschelt, geliebt, ja man ist sogar stolz auf sie! Ist sie doch das einzig funktionstüchtige Prachtstück einer Dampflokomotive, die die Nostalgiker des Berliner Eisenbahnfreunde e.V. noch auf die Schienen setzen dürfen.
Auf dem Steuerstand steht dann der 2. Vorsitzende und Eisenbahnbetriebsleiter Ralf-Matthias Ludwig (42). Er fährt ehrenamtlich die Diesel- und Dampfloks und verbindet so Vergnügen mit Arbeit.
Und hat sogar die Befähigung, weiter Lokführer auszubilden: Der Weg dahin ist allerdings steinig: Erst muß man Rangierleiter lernen, dann erfolgt die Ausbildung zum Heizer. Das muß der Lehrling einige Jahre machen, und Theorie büffeln auch noch. Erst dann kann der Antrag auf eine Prüfung gestellt werden.
Kein Wunder bei diesem Prozedere, dass Ludwig der einzige Vereins-Lokführer ist!
Für die Nutzung der Schienen müssen die Hobbyeisenbahner übrigens tüchtig bezahlen: Pro gefahrenen Kilometer sind das immerhin sieben Mark. Gerne würde der Verein auch die weitere historische Dampflokomotive wieder in Gang setzen.
Doch um öffentliche Schienen zu benutzen, muß auch eine Lok zum TÜV, und dieses Verfahren würde mit seinen astronomischen Kosten von einer halben Million Mark den Etat des 400 Mitglieder Vereins bei weiten überschreiten, so Vereinssprecherin Regina Thurn (56). Ein Problem, mit dem viele Traditionseisenbahnen kämpfen.
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