|
|
Da soll noch mal jemand sagen, unsere Kids interessieren sich nicht für Bildungsgüter! Wandlitz beweist das Gegenteil: So begeistern sich die Jugendlichen dort ausgerechnet für so schwer verdauliche Kost wie Gedichte!
Jahr für Jahr findet im Gymnasium Wandlitz ein Rezitatoren-Wettbewerb statt. Amtierender Champion ist Sarah Hölzel, 16. Sie schaffte 2005 und 2006 gleich zweimal hintereinander den ersten Platz. Ihr Vortrag vom „Zauberlehrling“ verzauberte die Jury so sehr, dass das Gedicht nun Hit bei den Youngsters aus der 7. Klasse ist.
Peter Engmann, Jakob Bommert, Michael Makhaylov, Maximilian Schulze, Tina Januschewski und Saskia Isert hören gespannt zu, wenn die erfahrene Interpretin für den diesjährigen Wettbewerb Tipps gibt.
Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Wettstreit hatte Ute Nowak. Die Zehdenickerin ist Lehrerin aus Leidenschaft. „Seit meinem fünften Lebensjahr wusste ich, dass ich mal diesen Beruf ergreifen will!“
Sie konnte nach dem Studium in Rostock ihr Referendariat in Wandlitz ableisten. „Dass ich hier dann weiter tätig sein durfte, war für mich wie eine Sechs im Lotto“, strahlt sie. Umso schockierter war sie, als immer fraglicher wurde, wie es mit dem Wandlitzer Gymnasium weitergehen sollte. Um zu zeigen, dass man sich hinter unscheinbaren Mauern eine ganze Menge einfallen lassen kann um Schüler zu motivieren, kramte sie in der eigenen Schulzeit und erinnerte sich an den Kampf um die beste Gedicht-Interpretation.
Als die Twintowers in New York Opfer von terroristischen Fanatikern wurden, waren sich die Englisch-Lehrerin und ihre Klasse einig, dass man dazu nicht schweigen kann. Sie nahmen Kontakt mit einer Schule in Washington auf, wo eine der Maschinen ins Pentagon gelenkt worden war. Aus den Solidaritätsbekundungen wurde eine andauernde Schulfreundschaft. Man schickt sich Pakete und wird journalistisch tätig. Eine Gruppe um Saskia Ostendorf, Sarah Czyborra, Lara Buch, Philipp Kauke, Matthias Meister und Tobias Hampel schreibt regelmäßig Artikel für die Schulzeitschrift, die dort dann tatsächlich veröffentlich werden. Die Schüler besuchen den bilingualen Unterricht, genießen ausgewählte Fächer also in Englisch.
Und erfreuen sich mancher Aufmerksamkeit sogar der englischen Royals. So durften Wandlitzer Schüler Prinz Philip in Potsdam mit begrüßen, als dieser Deutschland seine offizielle Aufwartung machte. Wie fühlt man sich, so nah einem richtigen Prinzen zu sein? „Wir haben uns gewundert, woher er das blaue Auge hat“, schmunzelt Sarah Czyborra. Ob der Regent in Dauer-Warteposition vielleicht ein Auge zuviel auf die hübschen Wandlitzer Mädchen geworfen hat? „Angeblich ist er in der Badewanne ausgerutscht“, kennt Saskia Ostendorf eine offizielle Erklärung. Schließlich ist der Ehemann der englischen Königin Elisabeth II. dafür bekannt, manchmal in Fettnäpfchen zu treten.
Ganz neu ist die Partnerschaft mit einer Schule in Pakistan. „Nach dem Erdbeben waren wir alle betroffen. Über die Verbindung mit unserer amerikanischen Partnerschule knüpften wir Kontakt zu einer Schule im Katastrophengebiet. Nun gibt es laufend Kontakte, wir helfen soweit wir können“, berichtet Ute Nowak. In Pakistan wird darüber gerne berichtet allerdings ist manches schwer verständlich, weil mit arabischen Schriftzeichen ausgedrückt.
Sinn für eine ganz andere Schrift und Welt haben Natalie Holpel und Anne Freiberger. Seit sie sich in einem Schulprojekt im Rahmen des Unterrichts mit Japan beschäftigt haben, lässt sie der fernöstliche Inselstaat nicht mehr los. „Wir lesen japanische Comics, sehen DVDs und ein paar Schriftzeichen verstehen wir ebenfalls schon“, schwärmen die beiden 16-jährigen Teenager. Ihr Traum: Mal vor Ort ihr neues Lieblingsgericht Sushi zuzubereiten.
Mit den ungewöhnlichen Aktivitäten beweist das Gymnasium, dass dort mehr getan wird, als den Lehrplan abzuarbeiten.
Die Wandlitzer Schüler machen damit ihrem weltoffenen Ort alle Ehre und bereiten sich auf die globalisierte Welt vor.
|
|