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Ein bisschen diese Essenz, ein wenig von jenem Pülverchen und schon steigen geheimnisvolle Dämpfe auf.
Der Hexenkessel ist diesmal allerdings nur eine Flasche. Wie durch ein Wunder wird der über die Öffnung aufgestülpte Luftballon prall und praller. Wooh, da staunen die Kleinen, aber nicht nur die. Denn schließlich werden die Hexenessenzen, Essig und Backpulver, doch täglich in Muttis Küche verwendet, ohne dass es zu so verblüffenden Reaktionen kommt.
Wunder dieser Art gibt es in der Kita Pusteblume in Wandlitz. Dazu gehören Kerzen, die unter Wasser leuchten, ein Staniol-Schiffchen, das erst toll schwimmt und plötzlich ebenso flott untergeht nur weil es eine andere Form bekam. Und wie anders sehen Grashalme, Käfer und vieles weitere erst aus, wenn man sie unterm Mikroskop betrachtet!
Freizeit-Hexe Paula entwickelt sich mit ihrem Physik-Garten immer mehr zum Export-Schlager von Wandlitz. Denn neben der örtlichen Kita profitieren nun schon Schüler der zweiten und dritten Klasse in Schmachtenhagen vom spielerischen Entdecken der Welt. Auf die Idee zu ihrem Physik-Garten ist die gebürtige Mailänderin und Wahl-Wandlitzerin durch ihre eigene Tochter gekommen. Im Kita-Alter ist das Interesse an den Phänomenen der Naturwissenschaften riesengroß. Schließlich sind wir davon umgeben. Wird daraus aber ein Schulfach, das Physik heißt, kommt die große Skepsis: Das ist sicher ganz kompliziert und doch nur was für Jungs, so die damalige Reaktion von Tochter Julia.
Mama Paula Eckert-Palvarini brachte dies auf die Palme. Schließlich entstammt sie einer Natur-Wissenschaftler-Familie. Mein Vater ist Chemiker, ich wollte schon immer was mit Physik zu tun haben. Also studierte sie das Fach sechs Jahre lang an der Uni, schloss mit Diplom ab und kann auf eine längere Erfahrung als Mitarbeiterin in der Radiotherapie zurückblicken. An der Physik fasziniert mich, dass man eine sehr komplexe Realität durch Modelle vereinfachen und leicht erklären kann.
Da im späteren Alter die Scheu vor Physik Blockaden bei Kindern erzeugt, überlegte die dreifache Mutter und Wissenschaftlerin, wie man durch frühzeitigen Kontakt mit ihrem Lieblingsgebiet die Kinder neugierig machen kann. Musik beginnt im Vorschulalter, warum nicht das Interesse an den Naturwissenschaften! Paula Eckert-Palvarini stellte ihre Idee mal vorsichtig in der Kita Pusteblume vor, in der sich Sohn Phillip ebenfalls wohlfühlt. Die Leiterin Elvira Götze war sofort begeistert! Seit mittlerweile zwei Jahren können nun also jeweils acht Vorschulkinder zwei Monate lang einmal in der Woche die Phänomene der Natur neu entdecken. Die spannenden Experimente hat sich die Wahl-Wandlitzerin selbst ausgedacht und dabei hohe Hürden gestellt: Die Materialien müssen aus dem Alltagsbereich der Kinder kommen. Die Versuche müssen sicher funktionieren und leicht nachzuvollziehen sein. Wenn ich es vorgeführt habe und wir hinter die Kulissen der Zauberei gesehen haben, müssen die Kinder das selbst nachmachen können. Würde es nicht klappen, dann wäre die Enttäuschung groß. Geld möchte die sympathische und gar nicht spröde wirkende Wissenschaftlerin mit ihrer Idee nicht verdienen, ganz im Gegenteil. Unser Mikroskop habe ich natürlich selbst bezahlt, schmunzelt sie. Dass mittlerweile schon Schulen bei ihr anklopfen, freut sie natürlich, obwohl sie selbst nie daran dachte, als Lehrer aktiv zu werden. Dennoch hofft sie, dass sich der Erfolg ihrer pädagogischen Methodik herumspricht, schließlich wird landauf, landab beklagt, dass sich die Jugend und besonders die Mädchen zu wenig für Naturwissenschaften interessieren. Dabei gibt sie zu, dass es später zum Problem werden kann, berufliches Engagement und Kinder unter einen Hut zu bringen.
Infos Tel. 033397/67263
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