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Seit nunmehr gut einem Jahr hat die neue Gemeinde Wandlitz einen hauptamtlichen Bürgermeister. Wie gut kennt der mittlerweile sein Reich? Gehören doch mit Zerpenschleuse, Stolzenhagen, Klosterfelde, Prenden, Lanke, Wandlitz, Basdorf, Schönwalde und Schönerlinde gleich neun früher selbstständige Gemeinden größtenteils gegen ihren Willen zum neuen Verbund. Und jede davon hat ihre Besonderheiten. Wir wollen Udo Tiepelmann auf den Zahn fühlen und bitten ihn zur Besichtigungstour durch die neue Großgemeinde. Wir treffen uns in seinem Büro im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes. Nach der erfolgreichen Direktwahl im Herbst 2003 musste Udo Tiepelmann in seinem neuen Amtszimmer übrigens wenig verändern. Arbeitete er dort doch schon vorher lange Jahre. Als Amtsdirektor war er Verwaltungsleiter. Eine seiner Aufgaben war, die Beschlüsse der damals selbstständigen Gemeinden umzusetzen. Nun ist er auch für den politischen Teil des Gemeindelebens zuständig und muss die Gemeindevertretung von seinem Kurs bei jeder Sachfrage neu überzeugen. Denn feste Koalitionen gibt es in dem spontanen Kommunalparlament nicht. Ein ausgeglichener Haushalt und weitgehend erledigte Infrastrukturmaßnahmen in den meisten ehemaligen Einzelgemeinden zeigen, dass bisher gut gearbeitet wurde.
Zerpenschleuse
Als erstes machen wir uns auf nach Zerpenschleuse. Diese Gemeinde kam freiwillig nach Wandlitz. Der damalige Bürgermeister und heutige Ortsbürgermeister Michael Myliss hat dafür ganz entschieden die Weichen gestellt. Beim letzten Gespräch kündigte er noch eine neue Sporthalle an. Heute kann er uns dort zusammen mit Karl-Heinz Kunze, dem langjährigen Chef des Sportvereins Minerva, bereits empfangen. Alles riecht noch ganz neu. Das ist die einzige Anlage dieser Art, die nicht von der Gemeinde, sondern vom Sportverein betrieben wird, schildert Myliss den privatwirtschaftlichen Ansatz. Noch sind Zeitfenster frei, Vereine und Gruppen die Übungsräume suchen, sind willkommen.
Nächste Station in Zerpenschleuse ist der Lange Trödel. Früher war das eine wichtige Verbindung zwischen Finowkanal und Oder-Havel-Kanal. Dann hat man einfach mehrere Stellen zugeschüttet, die Schleuse ist ebenfalls nicht mehr benutzbar. Doch nun soll endlich alles anders werden. Das Land Brandenburg möchte den Wassertourismus fördern und deshalb den Langen Trödel wieder befahrbar machen, freut sich Udo Tiepelmann für den Ortsteil. Denn in Zerpenschleuse hofft man dadurch auf touristische Belebung.
Prenden
Nächste Station ist Prenden. Waltraud Faust hat den Ort lange als ehrenamtliche Bürgermeisterin geleitet und ist nun Ortsbürgermeisterin. Sie freut sich jetzt ganz besonders, uns ihr neues Gemeindezentrum zeigen zu können. Damit hat Prenden nun endlich einen Raum zum sich Treffen und Feiern. Vereine und der Ortsbeirat sind ständige Nutzer. Ein kulturelles Zentrum ist auch die Dorfkirche. Seit Ende 2004 haben wir dort endlich eine Heizung, so dass ganzjährig Veranstaltungen durchgeführt werden können, freut sich Waltraud Faust weiter.
Lanke
In Lanke ist Ortrun Standtke weiterhin Ortsbürgermeisterin. Udo Tiepelmann stimmt in die Klagen der Bewohner ein. Der größte Teil der Flächen gehört dem Land Berlin, das nichts unternimmt, um Leben im Ort zu schaffen! Dazu gehört leider auch das Schloss, das immer noch im Dornröschenschlaf vor sich hindämmert. Zu Lanke gehört der malerische See und der Ortsteil Ützdorf mit seiner Jugendherberge.
Klosterfelde
Dann sind wir zurück in Klosterfelde. Dort hat man wieder freie Durchfahrt. Die Baumaßnahmen an der B109 sind abgeschlossen. Das war zwar Bundessache, doch für Gehwege und Straßenbeleuchtung blieben die Wandlitzer zuständig. Ein neuer Einkaufsmarkt und ein liebevoll von der Kommune restauriertes Gebäude zeugen davon, dass in dem traditionsreichen Holzverarbeitungsdorf die Ampeln auf Grün stehen. Viele kennen den Ort durch das privat-finanzierte Artistenmuseum, auf das wir sehr stolz sind, strahlt der Bürgermeister.
Stolzenhagen
Nun machen wir einen Abstecher nach Stolzenhagen. Dort empfängt uns Ortsbürgermeister Falk Hennersdorf ebenfalls im neuen Gemeindezentrum. Nach einem temporären Baustopp zwecks Geldmangel konnte das Haus nun doch zu Ende renoviert werden und lädt die Stolzenhagener zum feste Feiern ein. Sauer sind die Bewohner des Ortsteils auf die Kolosse vor ihrer Haustüre. Gemeint sind Windräder, gegen die es allerlei Unmut gibt, der zuletzt sogar gerichtlich ausgetragen wurde: Weitere Anlagen können erst mal nicht gebaut werden, so Bürgermeister Udo Tiepelmann. Er konnte kürzlich ganz persönliche Erfahrungen mit so einer Anlage sammeln: Wir hatten Gäste aus der polnischen Partnergemeinde, die sich für diese Technologie interessierten. Die Windräder sind fast hundert Meter hoch. Im Inneren kann man über einen kleinen Aufzug oder über eine enge Leiter raufkommen. Prompt blieb der Aufzug stecken! Die kleine Truppe musste vom Mechaniker befreit werden. Für Udo Tiepelmann hieß das, aus 90 Metern schwindelnder Höhe Stufe für Stufe hinabklettern!
Wandlitz
Nun sind wir wieder in Wandlitz. Im alten Ortskern soll der historische Gasthof zum Goldenen Löwen nun zu neuem Leben erweckt werden. Wir haben uns dafür den Schlüssel organisiert. Im ehemaligen Saal liegt eine Riesen-Leinwand auf dem Boden ausgebreitet: Hier ist ein Künstler aktiv. Die Bühne lässt erahnen, dass hier mal glanzvolle Feste stattgefunden haben. Dass Udo Tiepelmann an diesem Tag besonders gut aufgelegt durch Wandlitz fährt, ist übrigens Frankfurter Richtern mit zu verdanken. Ich hatte den Eindruck, dass sich das Gericht hinsichtlich des Eigentums an den Steganlagen im Wandlitzsee den Rechtspositionen der Gemeinde anschließen dürfte. Allerdings wird dafür voraussichtlich eine Nutzungsgebühr zu zahlen sein. Ich vermute, dass die Frage der Höhe dann wiederum vor Gericht entschieden werden muss.
Basdorf
Ebenso wie Klosterfelde hat Basdorf, zweitgrößter Ortsteil in der neuen Gemeinde, eine schöne Ortsdurchfahrt bekommen. Wir biegen rechts ab, kommen zum Bahnhof. Dort hat die Bibliothek ihren Sitz. Ute Köhler, die Leiterin, freut sich über den spontanen Besuch vom Bürgermeister. Sie hat auch gut lachen, steht sie doch einer erst anderthalb Jahre jungen Einrichtung vor. Während ihre Kollegen im ganzen Land um jeden einzelnen Band, den sie neu kaufen wollen, kämpfen müssen, ermöglicht ihr Etat jährlich 5000 zusätzliche neue Medieneinheiten. Das heißt heute so, weil es neben Büchern DVDs, CDs und Kassetten gibt. Wir haben noch Büchereien in anderen Gemeindeteilen, die wir nun unter der Obhut von Ute Köhler organisatorisch zusammenführen werden, bereitet Bürgermeister Tiepelmann die Basdorferin auf Arbeitszuwachs vor.
Leider gibt es in Basdorf immer noch das Problem Polizeischule. Wir müssen unbedingt vermeiden, nach der Verlegung eine 40 Hektar große Brache im Herzen von Basdorf zu bekommen, malt Bürgermeister Udo Tiepelmann das Schreckgespenst an die Wand. Nun hat er sich deswegen an Ministerpräsident Matthias Platzeck gewandt. Wir brauchen Klarheit, wie sich das Land eine weitere Nutzung dieser Riesenfläche vorstellt, um die entsprechenden planungsrechtlichen
Weichen zu stellen.
Schönwalde
Schönwalde, die nächste Station, kann sich übers neue Gemeindezentrum mit Bibliothek, Kita und Versammlungsmöglichkeiten freuen. Wir wollen einen Abstecher zum Schloss Dammsmühle machen. Hier ließ es sich einst Stasi-Chef Erich Mielke gutgehen. Seitdem gammelt das wunderschöne Areal vor sich hin. Und nun? Ein dicker Baumstamm blockiert den Zugang! In Absprache mit Forstverwaltung und Ordnungsamt wurde die Zufahrt für Fahrzeuge versperrt, da es illegale Müllablagerungen gab, erklärt der Bürgermeister. Neu entstanden ist am Bahnhof ein kleiner Park- and Ride Platz für die Pendler des Ortsteils.
Schönerlinde
In Schönerlinde wurde unlängst das Feuerwehrgebäude erweitert. Klasse, dass wir noch einen Mitarbeiter finden. Der klagt dann gleich seine Not: Der Bodenanstrich muss die falsche Zusammensetzung haben. Durch die Reifen wird der neue Belag ganz schwarz. Man sieht, der Bürgermeister ist an vielen Fronten gefragt.
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