Geschichten die Geschichte schrieben

Spuk aus Klosterfelde?

Die Nachfolge-Serie „Spuk im Hochhaus“ faszinierte alle.

Frisör Kleinekorte seifte die Leser ein.

Mit „Spuk unterm Riesenrad“ wurde C.U. Wiesner ein Star.

Unheimliches könnte sich schon bald wieder über die Welt verbreiten – von Klosterfelde aus! Denn dort wohnt „C. U. Wiesner“. Eigentlich heißt er Claus Ulrich Wiesner, doch die Initialen seines Vornamens wurden so etwas wie ein Markenzeichen. Denn Wiesner ist einer der renommiertesten und vielseitigsten Autoren Deutschlands. Dolmetscher, Journalist, Schriftsteller, Drehbuch-Autor, Musical-Librettist, Kabarettist, Schauspieler – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Für viele unsterblich wurde er mit den Kult-Serien „Spuk unterm Riesenrad“, „Spuk im Hochhaus“ und „Spuk von Draußen“. Diese Fernseh-Serien bannten ab den 80-er Jahren die Jugend der Nation vor die DDR-Fernsehgeräte und hatten so viele Fans, dass der ORB 1997 mit „Spuk aus der Gruft“ der nachrückenden Generation eine Fortsetzung der Gruselgeschichten aus Klosterfelde anbot. „Dabei hatte ich die Figur des Ritters Kahlbutz aus Kampehl bei Neustadt/Dosse wiederaufleben lassen“, erinnert sich Wiesner zurück.
In diesem Jahr wird es 15 Jahre, dass er Bürger von Klosterfelde ist. Ursprünglich stammt Wiesner aus der Stadt Brandenburg. Schon die Geburt gab einen Fingerzeig, dass aus ihm etwas besonderes werden sollte. Schließlich kam er ausgerechnet am Neujahrstag „im letzten Jahr der Republik“, also 1933, zur Welt. Prägend für ihn war, so berichtet er heute, wie er im Luftschutzkeller den Frauen zuhörte, die sich mit „Gruselgeschichten die Zeit vertrieben“.
Schon früh stand als Berufswunsch Schauspieler fest, doch die Eltern wollten, dass ihr Bub „was Anständiges lernt“. Über den Umweg Dolmetscher für Englisch und Lektor schaffte es Wiesner, sich immer mehr der schreibenden und fabulierenden Zunft anzunähern, bis er schließlich in die Redaktionsstuben des DDR-Kult-Satiremagazins Eulenspiegel vordringen konnte. Wo es der blutjunge Journalist bereits mit seiner „ersten großen Reportage“ über die Charité schaffte, dass gleich das ganze Heft beschlagnahmt werden sollte. Eine Satire über die Raffgier des Ärztestands, dessen Vertreter in Scharen die junge DDR verließen, war der Anlass. Der Durchbruch zur „Berühmtheit“ gelang Wiesner mit seinem „Frisör Kleinekorte“. Er ließ einen 70-jährigen Ur-Berliner Herrenfriseur in Monologen über Aktuelles und Vergangenes plaudern.
Der absolute Durchbruch sollte ihm aber mit Spukgeschichten „für Kinder von 8 bis 88 Jahren“ gelingen. Der Zufall war es wieder einmal, der Wiesner dazu brachte, diese Kultfilme zu kreieren. „Ich war damals schon etwas bekannt. Mich verband eine lange Freundschaft mit meinem früheren Deutsch-Lehrer. An den hatte sich die junge Dramaturgin Anne Gossens gewandt, die händeringend nach einem Autor suchte, der ihr Stoff für ein erstes Film- oder Fernsehprojekt lieferte. Er wandte sich an mich. Da sollte ich mir nun was aus den Fingern saugen!“ Wiesners Gewohnheit, Probleme im Rahmen von Spaziergängen zu besprechen, führte ihn mit der jungen Frau zu einem Bummel durch den Spree-Park. Man machte eine Fahrt mit der Geisterbahn, und da hatte Wiesner sein Thema: „Drei der Geister werden lebendig, büchsen aus und sorgen für Spuk unterm Riesenrad!“
Wieder war es der Zufall, der ihn mal fragen ließ, was eines der Hochhäuser, an denen er öfters vorbei ging, eigentlich für eine Geschichte hatte: „Ich kam drauf, dass hier früher eine Räuber-Spelunke war.“
Und so standen die bösen Wirtsleute wieder auf und mussten im „Spuk im Hochhaus“ durch sieben gute Taten für das Böse von vor zweihundert Jahren büßen. Ein „böser Wirt“ war es auch, der den Wiesners, der Künstler ist mit seiner langjährigen Assistentin Claudia seit 25 Jahren verheiratet, das Leben im Pankower Mietshaus so sehr vermieste, dass sie unbedingt ausziehen wollten. Nach langer Suche entdeckten sie ein „Hexenhaus“ am äußersten Ende von Klosterfelde, kurz bevor der dunkle Wald beginnt. Die Umzugswagen standen pünktlich zum 9. November 1989 vor der Türe – und Wiesners, todmüde vom Möbelschleppen, versäumte die Maueröffnung!
Während die Enkel Paul, mittlerweile 20, und die kleinere 13-jährige Anna davon überzeugt sind, dass das über 70 Jahre alte Haus ebenfalls allerlei Spuk in sich birgt, denkt der verschmitzte Autor mit 71 Jahren intensiv darüber nach, es zumindest im Fernsehen wieder spuken zu lassen.

Claus Ulrich und Claudia Wiesner leben seit 15 Jahren in einem „Spukhaus“ ganz am Ende von Klosterfelde. Lassen sie es bald wieder für alle spuken?

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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