|
|
|
|
Ob das Amt Wandlitz bestehen bleibt, weiß heute ja noch keiner so recht. Trotz der Gefahr, nur Ortsteil einer Großgemeinde Wandlitz zu werden, hat sich die Gemeinde Zerpenschleuse entschieden, dazuzukommen.Lieber wäre es uns natürlich schon, wenn das Amt bestehen bliebe und wir weiterhin als Gemeinde selbstständig wären, hofft Michael Myliss. Der 50-jährige Ex-Berliner ist seit 1998 ehrenamtlicher Bürgermeister der 1030-Einwohner-Gemeinde. Er freut sich, seitdem seine Wahlheimat ein ganzes Stück voran gebracht zu haben. So ist er sichtlich stolz aufs gerade fertig gewordene Schützenhaus. Dort sind nun ein Versammlungsraum für Veranstaltungen und das Bürgerbüro untergebracht. Als klar war, dass das Amt Groß Schönebeck aufgelöst wird, war für uns die Orientierung nach Wandlitz keine Frage. Schließlich grenzen wir direkt an die Amtsgemeinde Klosterfelde. Ich sehe die Zukunft von Zerpenschleuse als Randgemeinde von Berlin. Wir haben Natur, Wald, Wiesen, Seen und Kanäle. Die Grundstückspreise sind noch erschwinglich. Die Hauptstadt ist schnell erreicht. Deshalb wollten wir uns in Richtung Berlin orientieren, und dort liegt eben Wandlitz. Myliss spricht hier aus eigener Erfahrung: Schließlich sind er und seine Ehefrau ebenfalls Pendler: Michael Myliss arbeitet im Bezirksamt Neukölln, die 43-jährige Kerstin Myliss im Bezirksamt Wedding. In Zerpenschleuse ist Myliss als rühriger Macher beliebt. Er schaffte es mit allerlei findigen Ideen den Haushalt zu sanieren und die Altschulden loszuwerden.
Wir haben etliche kommunale Gebäude veräußert. Wir brauchten die Häuser nicht, und Geld für die Sanierung war ohnehin nicht da. Nun können wir uns darüber freuen, dass die privaten Käufer die Häuser schön renovierten und damit das Ortsbild verbesserten. Zugleich kam Geld in die Gemeindekasse. Eine neue Sporthalle entsteht auf dem Sportplatzgelände. Weil man nicht das ganze Areal benötigt, wurde ein Teil abgetrennt und verkauft. Dort sollen Wohnungen gebaut werden. Und schon wieder ist Geld in der Dorfkasse!
Schön aufgeräumt sieht Zerpenschleuse aus, an den Straßen wird gerade noch gebaut. Schon ist das nächste Projekt im Schwange: Eine Marina für 80 Sportboote mit Ferienhäusern und einem dorfähnlichen Anger soll dafür sorgen, dass der Ort noch mehr ins Blickfeld der freizeitsüchtigen Berliner kommt. Bleibt bei soviel unbezahltem Engagement für die Allgemeinheit noch Zeit für Hobby und Familie? Schließlich warten zu Hause Ehefrau Kerstin, Golden Retriever Lupo, Katze Moritz und Sohn Max. Und am Wochenende kommen die drei erwachsenen anderen Kinder gerne zu Besuch. Ich liebe alte Sachen, gehe auf Trödelmärkte. Dieses Hobby teile ich mit meiner Frau. Ich bin ein Tüftler und repariere alte Uhren, Möbel oder Geräte. Aber oft komme ich nicht dazu! Und noch eine ungewöhnliche Vorliebe hat das Ehepaar: Wir lieben türkische Küche! Ein Genuss, dem das Bürgermeisteramt leider etwas im Weg steht: Schließlich kann man nicht mit Knoblauch-Fahne in die Gemeindeversammlung oder in öffentliche Veranstaltungen gehen!
|