Stand Mai 2011
Doppeltes Prinzenpaar
Üblicherweise ist es eine jahrelange Knochentour voller mühseliger politischer Kleinarbeit, um ganz oben in den politischen Machtetagen anzukommen. Um dann noch an die Spitze einer Landesregierung zu kommen, müssen Wahlen gewonnen und Koalitionen geschmiedet werden.
Einen ganz anderen Weg haben sich Elke I. und Fred I. ausgesucht. Sie werden die Macht vermutlich handstreichartig übernehmen. „Solch eine Chance gibt es nur einmal, es wäre sträflich, sie nicht beim Schopfe zu ergreifen“, ist die erste magere Auskunft, die man von ihnen erhält. Wer also sind Elke I. und Fred I. und wieso haben sie sich früher, also davor, sogar schon Elke II. und Fred II. genannt? Wo führt dieses Verwirrspiel hin? Erste Antworten gibt es in Glindow, genauer beim Glindower Carneval Club, kurz dem GCC.
Glindow schlägt das Rheinland
Hier kennt man Elke I. und Fred I. ebenso gut wie Elke II. und Fred II. Es sind die GCC-Mitglieder Elke Witschel und Fred Witschel, ihres Zeichens zunächst als Elke II. und Fred II. für die Karnevalssaison 2008/09 das 54. Prinzenpaar des GCC und mittlerweile als Elke I. und Fred I. sogar das
allererste Prinzenpaar des „Karnevalverbandes Mark Brandenburg“. Diese neue Regentschaft dauert sogar schöne zwei Jahre, „was ganz praktisch ist, weil man sonst den vielen Einladungen der anderen Karnevalsvereine gar nicht nachkommen könnte“, ist sich das Prinzenpaar einig. „Eigentlich waren wir ja beide ursprünglich Karnevalsverweigerer, was man uns oft nicht abnehmen will. Schließlich haben wir uns im närrischen Rheinland kennengelernt.“ Elke Witschel ist gebürtige Münsterländerin, zog aber mit ihrer Familie noch als ganz kleines Kind ins Rheinland. „Mit Karneval hatte ich nichts am Hut. Einmal Köln hat mir gereicht“, beichtet sie. Fred Witschel kommt aus Elsterwerda: „Ich habe zwar in jungen Jahren den einen oder anderen Karneval im Osten mitgemacht, aber als ich als Berufssoldat nach Köln kam, fand ich es viel besser, von der Weiberfastnacht am Donnerstag bis nach dem Rosenmontagsumzug ein schönes langes Wochenende auf Heimaturlaub zu fahren.“ Aber wenigstens haben sich Elke und Fred Witschel im Rheinland fernab der Jeckenhochburgen gefunden und lieben gelernt.
Karnevalsverweigerer überzeugt
Erst als sie vor zehn Jahren nach Glindow zogen, wurde der Karneval interessant für die beiden. „Na wir haben schon gestaunt, dass hier so was wie Karneval stattfindet, davon hört man ja am Rhein nichts. Dann haben wir ganz schnell mitbekommen, dass man hier richtig mitmachen kann und nicht Summen auf Kleinwagenniveau investieren muss, um ins Dreigestirn zu kommen oder Prinzenpaar zu werden. Wir sind mit den Narren gleich prima zurechtgekommen und fühlten uns dann so richtig heimisch in Glindow“, schmunzeln die beiden. „Uns haben die Veranstaltungen des GCC sehr gut gefallen. Deshalb wollten wir mitmachen. Besonders gut ist, dass der GCC das ganze Jahr sehr aktiv das Leben in Glindow mitbestimmt und weit über die närrische Saison aktiv ist.“
In dem Jahr, in dem die Verwaltungsfachwirtin beim Landkreis und der Berufssoldat beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow das Glindower Prinzenpaar waren, haben sie an einer ganzen Reihe von Bällen und Galas teilgenommen. Da müssen sie so gut angekommen sein, dass man sie im Blick hatte, als der „Karnevalverband Mark Brandenburg“ erstmals ein eigenes Prinzenpaar suchte. „Im November 2010 wurden wir mit allen Ehren gekürt und jetzt sind wir als Glindower die Karnevalsbotschafter in der ganzen Region“, freuen sie sich. Fred Witschel muss dabei noch so manche Sonderaufgabe übernehmen: „Ich betreue als Prinz beispielsweise die Glindower Kirschkönigin und begleite sie zu den verschiedenen Veranstaltungen.“
Was sagt Ehefrau Elke dazu? „Ich halte meinem Mann bei seinen wichtigen Amtshandlungen den Rücken frei“, antwortet sie schelmisch. Bei der wichtigsten Amtshandlung des Prinzenpaares der Mark Brandenburg ist sie ohnehin zwingend mit von der Partie.
Platzeck wird den Schlüssel los
Noch hängt nichts an der großen Glocke, aber die Vorbereitungen laufen schon. Immerhin geschieht Einmaliges und das will ja schließlich gut vorbereitet sein. Verschmitzt und ganz leise hinter vorgehaltener Hand sind Elke I. und Fred I. dann schließlich doch bereit, den Schleier des Geheimnisses etwas zu lüften: „Erstmals in der Brandenburger Geschichte übernimmt ein Prinzenpaar die Macht von der Landesregierung. Ministerpräsident Matthias Platzeck gilt als Karneval-Fan in seinem Herrschaftsbereich. So ist er bereit, am 11.11.11 die Schlüssel an das erste Prinzenpaar der Mark Brandenburg zu übergeben. Wir übernehmen dann formal bis Aschermittwoch die
Regierungsgeschäfte.“
Das Prinzenpaar aus Glindow wird sich dann im höchsten Amt nicht auf der Nase herumtanzen lassen, dazu ist es viel zu geschäftsordnungserprobt. Und um große Regierungsvorhaben zu schmieden, bleibt ja noch etwas Zeit. Zudem liefert die Politik manch Impulse.
Ausgezeichnete Garde
Neben den Prinzen aus Glindow sorgte deren Garde ebenfalls für überregionale Aufmerksamkeit. Bei den Landesmeisterschaften des Karnevalsverbandes Berlin-Brandenburg erhielt die Prinzengarde aus dem Werderaner Ortsteil den Landestitel im Showtanz. Bei den Gardetänzen kamen sie unter die ersten zehn. Die „Kirschblüten“ erreichten den vierten, die „Früchtchen“ den fünften Platz.
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