„Tänzerin“ mit Ausdauer feiert Geburtstag

Doris Golde kann sich Gold nicht immer leisten

Ihr Traum war Tänzerin. „Deswegen achtete ich sehr auf meine Beweglichkeit, schon als kleines Mädchen!“ Furore machte sie aber in einem ganz anderen Metier. Als Marathon-Läuferin. Gleich mehrmals holte sie den Weltmeistertitel nach Werder. Nun träumt sie vom New York Marathon.
Der 60. Geburtstag im Frühjahr 2006 brachte für Werders „Goldmädchen“ Doris Golde keine Verschnaufpause, warf sie aber ein wenig aus der Routine.

Goldmädchen mit 60
„Ich hatte so viele Besucher und Gratulanten, dass dabei mein tägliches Training etwas zu kurz kam“, schmunzelt sie. Nachdem das Ehepaar Waltraud und Ralf Grünefeld sowie Jutta Lüdicke aus dem aktiven Sportleben ausschieden, ist Doris Golde die einzige, die die Fahne von Werder bei internationalen Ausscheidungen weiter hoch halten wird. Sofern es die Familieneinnahmen erlauben: „Alle Kosten müssen wir selber tragen. Sponsoren haben wir keine.“

Schulden für den Erfolg?
Die Spitzenereignisse, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften finden im jährlichen Wechsel statt. „Das bedeutet Jahr für Jahr teure Fahrten zu finanzieren“, berichtet sie von den schwierigen Begleitumständen. Während sich die jungen Spitzensportler beim Gedanken an Austragungsorte in Afrika oder Australien mit der Frage nach Klimaproblemen beschäftigen, gilt es für Seniorensportlerin Doris Golde, das ganze Jahr über zu sparen, um überhaupt teilnehmen zu können. Das gelingt nicht immer: Mehrmals musste sie zwangspausieren – schließlich wollte die hauptberufliche Schuldnerberaterin bei der AWO in Werder ihre Familie nicht in Schulden stürzen, um ihre sportlichen Träume verwirklichen zu können.

Ein Herz für die Kleinen
Vielen Werderanern ist Doris Golde aus langen Jahren als Übungsleiterin bekannt. Nachdem es in der kinderreichen Familie, Doris hatte acht Geschwister, für eine Tanzkarriere wenig Aussichten gab und die Talentscouts für den DDR-Spitzensport in Gröningen bei Halberstadt niemals angekommen waren, blieb das Talent von Doris Golde zu ihrem Bedauern weitgehend unentdeckt. „Ich wäre so gerne Leistungssportlerin geworden!“ Immerhin durfte sie dort öfters die Sportlehrerin in der Schule vertreten. Nachdem sie 1971 im Schaltgerätewerk in Werder ihre neue berufliche Heimat gefunden hatte, engagierte sie sich in der Freizeit für Bewegung beim Nachwuchs. Manches Training der Kindergruppen fand bei Goldes zuhause im Garten statt und wurde mit einem gemütlichen Ausklang am Grillfeuer beendet.

Auf Du und Du mit den Sport-Stars
Doris Golde bereitete die jährlichen Spartakiaden vor und bastelte dafür Medaillen und Urkunden. 1988 überraschte die DDR bei den Olympischen Spielen in Seoul mit einer Goldmedaille im Rudern für den Vierer ohne Steuermann. Mit im „Gold-Boot“ war der Werderaner Ralf Brudel. Organisationstalent Doris Golde bekam von Bürgermeister Gerd Braune den Auftrag, eine Siegesfeier für Brudel mit den sportlichen Größen der Region als Ehrengäste zu veranstalten. Dabei kam Doris Golde mit erfolgreichen Senioren-Sportlern wie dem Ehepaar Grünefeld ins Gespräch. „Sie animierten mich, doch endlich mit dem aktiven Sport zu beginnen!“ Altersklasse-Sport nannte sich das in der DDR. „Das besondere war, dass wir zusammen mit den Spitzensportlern auftraten.“ So teilte sie sich 1988 bei den Ausscheidungen in Dresden mit Olympia-Stars wie Heike Drechsler, Grit Breuer und Udo Beyer die Arena. „Das war ein Riesen-Erlebnis!“
Doppelsieg mit

Orientierungs-Problemen
Gold gab es für Doris Golde nach der Spezialisierung auf den Halbmarathon. Seit 1990 war sie in fast jedem deutschen Team, das der Leichtathletikverband zu Europa- und Weltmeisterschaften schickte. Austragungsorte waren unter anderem in Ungarn, Finnland, Norwegen, Japan, Südafrika, Italien, Australien, Puerto Rico und 2002 im nahen Potsdam. Dieses Jahr geht es nach Polen. Das heiße Puerto Rico wurde für Doris Golde zur ungewöhnlichsten Teilnahme. Die Mannschaft war dort 2003 mit Bronze im Cross und Gold im Marathon besonders erfolgreich. Dabei hätte sich Doris Golde fast auf der Insel verlaufen: „Start war wegen der zu befürchteten Hitze bereits um fünf Uhr morgens. Da war alles noch dunkel. Plötzlich gab es einen furchtbaren Regenschauer. Ich lief und lief. Schließlich kam ich auf einer Kreuzung an. Alles menschenleer, wegen des Unwetters. Wie ging es weiter? Mit Mühe konnte ich irgendwo in einem Hauseingang einen Polizisten finden, der mir schließlich den Weg wies!“ Dann die Panik: „Plötzlich war es ganz hell. Ich dachte, die Sonne wäre aufgegangen und ich damit viel zu langsam. Doch dann war es nur eine besonders helle Straßenlampe!“

Traum vom New York Marathon
Durchhaltevermögen bewies Doris Golde immer wieder: Trotz Verletzung nahm sie am Berlin-Marathon und den Europameisterschaften 2002 in Potsdam teil. Dieses Jahr ist sie zum zehnten Mal dabei und kann sich damit eine „ewige Startnummer“ sichern. Insgesamt 20 Marathon-Läufe hat sie hinter sich, darunter Straßen-Europa- und Weltmeisterschaften. So kann man ihr auch zutrauen, dass sie es noch schafft, sich den Traum vom New York Marathon zu erfüllen, schließlich muss sie dieses Jahr nicht so viel Geld ausgeben, um erfolgreich zu sein. Denn das polnische Poznan liegt ja fast um die Ecke!

Infos Tel. 0 33 27/4 47 53

Doris Golde bringt immer wieder Gold nach Werder.

Doris Golde bekam manche
Tipps vom Marathon Doppelolympiasieger Waldemar Cierpinski.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


Impressum | Datenschutz