Hagemeister-Biografie mit verblüffenden Erkenntnissen

Berühmter als Max Liebermann?

Werders Ehrenbürger erscheint in einem neuen Licht. Eine junge Landschaftsgestalterin von der Inselstadt hat sich auf die Spurensuche gemacht und stellt nun den Lichtgestalter, der zeitlebens auf der Suche war, in der Natur die philosophischen Geheimnisse des Lebens zu finden, in neuen Facetten vor.
Für Anja Möller war es nur konsequent, dass sie nun in einem Buch den Lebensspuren des als kauzig bekannten Malers Karl Hagemeister nachging.

Vom Hochhaus auf die Insel
Denn ihr eigenes Leben wurde sehr stark von dem Mitbegründer der Berliner Secession bestimmt. So wurde ein Besuch der Inselstadt auf den Spuren von Karl Hagemeister schicksalsentscheidend für die Berlinerin, die im Hochhaus-Milieu des Märkischen Viertels aufgewachsen ist und dort die Liebe zur Natur in sich entdeckte: „Dabei sah ich in der Kirchstraße an einem Haus das rote Schild ‚Zu vermieten’. Seitdem bin ich hier mit meinem Büro ansässig!” Durch eine Kunsthistorikerin war die gelernte Landschaftsgärtnerin und studierte Landschaftsarchitektin auf Hagemeisters Schüler Siegwart Sprotte gekommen. Der 91-Jährige fragte sie kurz vor seinem Tod, ob sie über Hagemeister schreiben könnte. „Mich interessierte besonders die Frage, warum Hagemeister heute nur wenigen bekannt ist, während er damals von vielen Kritikern als ‚Patriarch der Landschaftsmalerei‘ bezeichnet wurde.“

Jäger mit Pinsel
Anja Möller fand heraus, dass der als kauziger Einsiedler bekannte 1933 verstorbene Maler gar nicht so einsam war. „Er hatte durchaus rege Kontakte zu anderen Künstlern wie Lovis Corinth, Emil Thoma und Max Liebermann. Durch ihn wurde Werder und die umgebende Landschaft in den Künstlerkreisen bekannt.“
Später kamen dann Maler aus dem Kreis der Expressionisten in die Region, die sich in
Opposition zu der traditionellen akademischen Malerei befanden.
„Ich habe versucht, Hagemeisters Persönlichkeit im Zusammenhang mit seiner Kunst und den Lebensorten darzustellen“, umreißt Anja Möller den Grundgedanken ihres Buchs. „Vor allem war es die Beziehung zur Natur, die seine Kunst prägte. Mit seiner Jagdhündin Stella ging er in Klaistow auf die Pirsch. In seiner ‚Malerbude‘ im Entenfang standen die hohen Wasserstiefel neben dem Bett. Die Jagd und Fischerei bleiben lange Zeit seine Lebens-grundlage.“ Man erfährt, welche Menschen ihn prägten. Der berühmte Goetheschüler Friedrich Preller war sein erster Meister. Der Freund und Arbeitskollege Carl Schuch wird ihm nach zehnjähriger Beziehung die Freundschaft kündigen.

Opfer von Intrigen?
Die künstlerische Eigenständigkeit wird ihn im Alter berühmt machen und zugleich Neider heraufbeschwören. Weshalb ist dieser Maler, der von einem bekannten Kunsthistoriker sogar neben Max Liebermann gestellt wird, nicht ebenfalls so berühmt geworden? „Offenbar wurde er Opfer von Intrigen. Viele seiner Kollegen ärgerten sich damals über sein Renommee. Und Hagemeister, ehrlich, bodenständig und etwas kauzig wie er war, fand es wohl nicht wert, dabei mitzumischen und sich zu wehren. Warum auch? Er wusste sich einzuschätzen”, hat Anja Möller weiter herausgefunden. So stieß sie auf einen Ausspruch des Künstlers angesichts der vielen Grüße, die zu seinem 85. Geburtstag eintrafen: „Ick bin berühmt in der janzen Welt. Nu is aber och jut!“ rief er damals beim Sortieren seiner Geburtstagspost aus. Er wusste, dass seine Kunst die Zeiten überdauern wird. „Die Aktualität Hagemeisters liegt in seiner Beziehung zur Natur, seiner Menschlichkeit und der hohen künstlerischen Eigenständigkeit“, so die Landschaftsgestalterin über den Landschaftsmaler.
Nach dem Erscheinen des interessant zu lesenden Buchs über Werders berühmten Sohn in der Reihe ‚Menschen und Orte‘ der Edition A.B. Fischer möchte sich Anja Möller, die selbst gerne mit ihrem Fahrrad und dem Paddelboot unterwegs ist, auch zukünftig für Hagemeister in der Region Werder/Schwielowsee engagieren. Dazu gehören Vorbereitungen für Ausstellungen und weitere Publikationen.

Infos: Tel. 0 33 27/73 17 29

Karl Hagemeister war gar nicht so einsam, wie es immer hieß!

Landschaften um Werder aber auch die Ostsee beschäftigten Karl Hagemeister sein Leben lang.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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