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Die Baumblüte und die Bismarckhöhe sorgten in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts dafür: Der Andrang nach Werder wurde so immens, dass die Dampfer Schlange standen.
„In den Blütezeiten der Bismarckhöhe versorgten in der Gaststätte 300 Kellner bis zu 5 000 Gäste vorzugsweise mit Obstwein und Eisbein. Am Ende des Tages brachte das Personal von Wirt Gustav Altenkirch die Einnahmen waschkorbweise zur Bank“, weiß Peter Henke. Der Fliesenleger und Ur-Werderaner ist Mitglied beim Freundeskreis Bismarckhöhe und hat soviel Material über das frühere Wahrzeichen der Baumblütenstadt wie sonst keiner. Nun hilft seine Sammlung aus Postkarten, Fotos sowie Einrichtungsgegenständen bei der Sanierung der Bismarckhöhe, denn Baupläne fehlen größtenteils. „Gustav Altenkirch fing 1895 klein an. Jedes Jahr wurde Zug um Zug erweitert. So kam 1905 der große Saal als Anbau hinzu, so dass wir dieses Jahr dessen hundertstes Jubiläum feiern können. Dazu soll am Jahresende ein Ball stattfinden, obwohl bis dahin der Saal sicher noch nicht perfekt sein wird. Aber das entspricht ganz Gustav Altenkirch. Der lud 1905 ebenfalls schon zu Veranstaltungen ein, obwohl der Saal gar nicht abgenommen war!“
Peter Henke fühlt sich mit der Bismarckhöhe schicksalhaft verbunden: „Ich wurde am 6. Februar 1961 ausgerechnet am Todestag von Gustav Altenkirch geboren.“ Henke trat zwar nicht dessen Nachfolge als Wirt an, wohnt aber heute noch auf dem Gelände der damaligen Dampferanlegestelle. „Meine Eltern hatten von der Bismarckhöhe ein Grundstück gepachtet, auf dem wir Obstbau betrieben“, schildert Peter Henke eine weitere Verbindung. So war es für den begeisterten Sammler von alten Postkarten, Fotos und anderen Werder-Devotionalien selbstverständlich, sich dem Bemühen um eine Wiederbelebung der Bismarckhöhe anzuschließen. Mittlerweile befindet sich das Gebäude in städtischem Besitz. Der Freundeskreis hat „Aktien“ ausgegeben, um Geld für die Sanierung zusammenzubekommen. „Das Dach ist mittlerweile wieder dicht“, nennt Henke einen Fortschritt. Um den Turm machte sich die RBB-Aktion „96 Stunden“ verdient.
Während Henkes Sammlung die Restaurierung erst so richtig möglich macht, zeigt sich die Bismarckhöhe im Gegenzug wenig dankbar und steuerte „nur“ eine Tischdecke von 1937 zur Kollektion des Heimatfreundes bei. „Die Bismarckhöhe ließ jedes Jahr eigene Tischwäsche fertigen, in die Name und Jahr eingestickt waren. Das sollte Diebstähle verhindern. Das letzte Exemplar fand ich auf dem Dachboden.“ Ob der Ansturm die früheren Größenordnungen annehmen wird? Wetten dass Bismarckhöhe-Fan Peter Henke davon wenig begeistert wäre zumindest dann, wenn die alte Dampfer-Anlegestelle wieder reaktiviert würde und die Besucher in Scharen über sein Grundstück stapfen würden!
Infos Tel. 0 33 27/7 14 90
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