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Sogar harte Rocker werden weich wenn sie die sanften Hügel, die malerischen Seen, die Obstplantagen und Weinberge der Baumblütenstadt Werder in sich aufnehmen.
„Ganz normale“ Menschen zieht es seit über hundert Jahren zum Baumblütenfest. Das ist deshalb das zweitgrößte Volksfest gleich nach dem Oktoberfest in München. Das unnachahmliche Flair dieser ungewöhnlichen Landschaft begeistert darüberhinaus Künstler. Theodor Fontane war hier, Karl Hagemeister arbeitete hier, und weitere sensible Künstlerseelen werden immer wieder beflügelt.
Diese Erfahrung machte Achim Prütz. Er stammt aus einer Künstlerfamilie von der Küste. „Mein Vater Hans Prütz war Bildhauer. Sein wohl bekanntestes Werk ist das weltweit einzige Denkmal für Meerschweinchen auf der Insel Riems“, so Achim Prütz. 1962 siedelte die Familie von Greifswald nach Werder über. Achim war gerade 15 Jahre alt, und musikbegeistert. „Als Sechsjähriger begann ich mit der Geige“, erinnert er sich zurück. Das Wunsch-Instrument von Mutter Charlotte Prütz, die als „singende Hebamme“ auf sich aufmerksam machte, „tauschte“ Klein-Achim gegen das Klavier. „Gitarre habe ich mir dann selbst beigebracht.“ Schließlich machten neue Klänge von Bands wie den Beatles auch vor der Mauer nicht halt.
Beatnik Achim rockte in Schülerbands, bei der Armee, hatte Auftritte in der Region. Dennoch wurde es mit dem angestrebten Musikstudium nichts. Stattdessen wurde Möchte-Gern-Popstar Achim Prütz Erzieher, war bis nach der Wende für die Gartenbaulehrlinge an Werders berühmter Berufsschule zuständig. Er begeisterte dort die Jugend mit Musik. Denn Achim Prütz kannte immer die aktuellen Riffs auf der Gitarre, hatte irgendwo die Texte und Melodien der angesagten oftmals von der Obrigkeit wenig gern gesehenen Rock-Songs aus dem Westen. Seine andere große Liebe galt einer Werderschen und so wohnt Achim Prütz heute in einem über 180 Jahre alten Haus in der Kemnitzer Straße. Im ausgebauten Dachgeschoss heißt es den Kopf einziehen, dann landet man in einem digitalen Tonstudio. Denn der Musiker, Texter und Komponist wurde vom Werder-Virus infiziert, ganz langsam, aber unaufhaltsam.
„Ich hatte das Gefühl, das unbeschreibliche Lebensgefühl in Musik umsetzen zu müssen. Die Alteingesessenen sehen die ungewöhnliche Natur, das südländische Flair der Stadt als gegeben an, weil sie es über Generationen kennen. Für uns Zugewanderte ist das Besondere aber intensiv spürbar. Deshalb sind es oft Neu-Werderaner, die sich besonders engagieren“, sinniert Achim Prütz.
Seit der Jahrtausendwende kreiert er jedes Jahr mindestens ein neues Werder-Lied. Für die Einweihung des Saals in der Bismarckhöhe ist er bereits am Komponieren. „Eingängiger Text, tanzbarer Rhythmus“, nennt er als Eckpfeiler.
Mal Gassenhauer, mal Mambo, mal jazzig angehaucht, aber immer eingängig und einmalig mittlerweile gilt Achim Prütz als Unikum, der bei den professionellen Musiker-Kollegen gerne für ein Intermezzo auf die Bühnen beim Baumblütenfest eingeladen wird. Fans von ihm sind in der Stadt und beim Radio zu finden Antenne Brandenburg hat sein Talent entdeckt, im RBB wurde über ihn berichtet.
Der Werder-Fan ist im Heimatverein aktiv, stöbert in Archiven nach Liedern über seine Stadt und freut sich darüber, dass seine Leidenschaft ansteckend wurde. So gab es diesmal zum Blütenfest zusätzlich eine Werder-Hymne.
Damit schloss sich ein musikalischer Gastwirt der Begeisterung in Noten an und eröffnete einen „Sänger-Wettstreit“. Wenn noch mehr mitmachen, könnte daraus eine ganz neue Attraktion werden!
Infos: Tel. 0 33 27/4 47 61
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