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Eine Dienstreise nach Paris wer würde davon nicht insgeheim träumen? Doch Silvia Marx wiegelt ab: Klar ging es mir dabei um die Vorbereitung unseres neuen Stücks. Doch die Kosten habe ich selber bezahlt! Die 33-Jährige machte diesen Sommer mit ihrer begeistert aufgenommenen Inszenierung des Sommernachtstraums von William Shakespeare auf sich aufmerksam. Schauplatz war die Freilichtbühne. Stolz zeigt sie eine der ersten Ausgaben der Bürger- und Besucher-Information Werder. Der Hausmeister hatte das Heft für mich ausgegraben. Erst dadurch bin ich draufgekommen, dass die Freilichtbühne eine so lange Geschichte hat und 1936 sogar Schauplatz der Karl-May-Festspiele war, strahlt die junge Pädagogin. Silvia Marx stammt aus Glindow. Zu ihren Vorfahren zählt der Blütenfest-Begründer Wilhelm Wils. Sie setzte sich mit neun Jahren auf Betreiben der Mutter das erste Mal ans Klavier. Nach Stationen als Grundschullehrerin in Geltow ist sie nun im Werderaner Gymnasium für Musikunterricht und darstellende Kunst zuständig. Letzteres können die Schüler der neunten Klassen als Wahl-Pflichtfach belegen. Höhepunkt ist dann die öffentliche Inszenierung eines Theaterstücks. 2003 war es der Sommernachtstraum. Diesmal waren es 26 Schüler, soviel wie noch nie, die sich für die Theatergruppe begeisterten. Ich möchte Musik und Bewegung zusammenbringen. Theater spielen bedeutet für die Jugendlichen, sich selbst kennenzulernen. Eine Rolle zu lernen ermöglicht, zwischen Identitäten unterscheiden zu lernen, beschreibt Silvia Marx die Hintergründe ihrer Arbeit. Ein großes Vorbild ist für sie das weltbekannte Théâtre du Soleil von Ariane Mnouchkine in Paris. Und so machte sie kurzerhand eine Dienstreise, allerdings in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten, an die Seine-Metropole und schaffte es tatsächlich, mit ihrem Idol in Kontakt zu kommen. Ich war völlig verblüfft, sie stand draußen und riss die Karten ab, beschreibt die Glindowerin den ersten Kontakt mit der Regisseurin. Später durfte sie sogar hinter die Kulissen und beobachten, wie die Artisten es binnen weniger Minuten schafften, sich in der Künstlergarderobe für eine andere Rolle vorzubereiten. Jedes Stück ist Hebammenarbeit. Mit viel Liebe und Geduld, mit vielen Ängsten und Aufregungen gilt es die Phase bis zur Geburt, also der Premiere, durchzustehen. Ohne Lampenfieber geht es in keinem Fall ab, berichtet sie weiter. Dabei hat Silvia Marx durchaus ein gerüttelt Maß an eigener Bühnenerfahrung: Macht sie in der Freizeit doch als Stina & Pinky vielgefragtes Kindertheater. Partnerinnen waren bisher Constanze Jungnickel und Heike Haseloff. Silvia Marx ist aber viel mehr als eine Lehrerin. Schließlich muss am Ende eine rundum gelungene Aufführung inklusive perfekter Musikumrahmung, Kostüme, Bühnenbild, Essensversorgung und Einhaltung der Sicherheitsvorschriften stehen. Und alles soll am Schluss finanziert sein. Deshalb muss ich mich nach Sponsoren umsehen, muss die Organisation des Ablaufs gewährleisten und wenn die Eintrittskarten dann nicht die ganzen Kosten abdecken, dann muss eben mein Lehrergehalt dafür herhalten!
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