Mit dem
Boot in den Zoo

Jährlich kommen zigtausende Touristen, um Berlin zu besuchen. Doch die wenigsten kennen die Stadt von der Wasserseite her. Dabei wird die Bundeshauptstadt völlig zurecht als „Venedig des Nordens“ bezeichnet. Gerade von Werder aus läßt sich in zwei, drei Tagen, je nach Lust, dieses einmalige Erlebnis starten.

Los geht’s also die Havel aufwärts, durch die Brücke bei Geltow in den Schwielowsee. Aber Vorsicht: Außerhalb der Fahrrinne kann es ganz schnell flach werden! Am nördlichen See-Ende geht es durch eine Verengung nach Caputh. Woher der Ort zu seinem putzigen Namen kam, weiß niemand mehr so genau.

In jedem Fall lohnt es sich kurz festzumachen. Da ist einmal das „Schloß“, ein früheres Herrenhaus, dem zwei Kurfürstinnen herrschaftliches Ambiente verliehen und das heute mit imposanten Deckengemälden an diese Zeit erinnert. Und da wäre das Wohnhaus von Albert Einstein in der Waldstraße 7.

Nächster Haltepunkt ist Potsdam. Holländerviertel, Schloß Sanssouci und Filmstadt Babelsberg bedürften bei genauer Untersuchung alleine weit mehr als einen Tag. Vom Wasser aus genießt man den Blick auf Schloß Cecilienhof und die Stadtsilhouette. Unter der Brücke hindurch geht es nun rechts in den Wannsee mit der weltbekannten Pfaueninsel. Anlegen ist hier leider nicht, ranfahren und sehen schon.

Bald winkt Berlin-Spandau. Links sieht man schon das Rathaus und die Altstadt, gleich rechts geht es in die Spree. Die Schleuse Spandau istübrigens bis 2002 geschlossen. Als nächstes kommt die Charlottenburger Schleuse und da geht es scharf rechts ab – sonst landen wir im Westhafen, und wer will da schon hin!

Bald winkt das Schloß Charlottenburg, nach einem guten Kilometer geht es nach links in den Spreebogen. Dort präsentieren sich Neubauten, das Bundesinnenministerium sitzt in einem von ihnen, und befreite dadurch den „Investor“ vom ruinösen Leerstand.

Mit dem Boot kommt man mitten durch die Landeshauptstadt und...

...entdeckt selbst als Berliner immer neue Perspektiven.

Rechts und vor allem links kann man ein bißchen festmachen, vielleicht in einem der Cafés in Moabit das Flair Berlins geniessen. Allmählich nähern wir uns der „Schwangeren Auster“, der eigenwilligen Kongreßhalle, die die Amerikaner den Berlinern „schenkten“, deren markantes Dach dann aber leider von selber einfiel. Nach der Restaurierung heißt das Ding nun „Haus der Kulturen der Welt“ und ist für Multi-Kulti-Veranstaltungen beliebt. Wer rein will, macht kurz fest und guckt, ansonsten geht es weiter.

Die Kräne werden höher, die Schiffe mit Baumaterial mehr, es geht durchs Herz des neuen Berlins, den Potsdamer Platz mit seiner berlin-untypischen Glas-Beton-Architektur. Ein Kommentar erübrigt sich – welch ein Kontrast ist die anschließende Museumsinsel mit ihrer Schinkel-Architektur!

Gleich dahinter, ein trauriges Bild, der „Palast der Republik“, wo die Ost-Berliner feierten und die Volkskammer tagte. Weil soviel Erinnerung an die DDR nicht sein darf, will der Senat das Gebäude unter Vorwand der Asbest-Verseuchung am liebsten abreißen. Stattdessen soll das historische Stadtschloß nachgebaut werden – nur gut, daß in Berlin selten etwas, was diskutiert wird, realisiert wird!

Nach diesen Höhepunkten kommt wieder eine Schleuse dann die faszinierende Oberbaum-Brücke, und schon geht es rechts ab. Nun ist man genau zwischen Kreuzberg (rechts) und Treptow (links). Da es zurück ins schöne Werder gehen soll, biegen wir bei erster Gelegenheit rechts ab, in den Landwehrkanal, der wegen der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in keinem Geschichtsbuch fehlt. Er führt durchs berüchtigte Kreuzberg, durch den „feinen“ Teil von Tiergarten, mitten durch den Zoo, an neuen alten Botschaften vorbei und mündet in Höhe des Spreebogens wieder in die Spree.

Wer viel Zeit mitbringt, kann nach der Oberbaumbrücke auf der Spree bleiben, in Köpenick links in die Müggelspree einbiegen und den berühmten Müggelsee und die reizvolle Garten- und Villensiedlung Klein Venedig geniessen. Dann geht esüber Dämeritz- und Seddinsee, wo man gut ankern und baden kann, rechts in die Dahme, von dort in die Spree und dann linksüber den Teltowkanal direkt nach Potsdam und wie gehabt zurück.

Das nächtliche Berlin hat gerade vom Wasser aus seine Reize, wie dieser Blick von der Spree auf den Alexanderplatz mit seinem markanten Funkturm deutlich zeigt.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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