Von der Schwalbe zum Airbus

Mit dem Airbus nach oben!

Wie viel Zeit lag doch dazwischen? Eine Ehe, zwei süße Töchter, beruflicher Erfolg als Konstrukteurin, und dann der völlige Neubeginn im Zuge der Wende. Privat, beruflich, das ganze Leben von vorne.
Doch die Lehrerstochter Petra Damm ist nicht von der Sorte, die sich klein kriegen lässt. Sie steigt dort ein, wo man es als Frau besonders schwer hat: Als Verkäuferin in einem technischen Spezialsegment, in einer absoluten Männerdomäne, im ihr völlig fremden Westen mit seiner ungewohnten Wirtschaftsordnung.
Da geht es um Industrieausrüstungen, um Kompressoren und Baumaschinen, oftmals um riesige Bagger. Jeder Tag ist ein Kampf um Abschlüsse, Kunden, Anerkennung, Erfolg. „Als Frau kam man zur Türe herein, doch dann musste man erst mal beweisen, dass man was von der Sache verstand. Bei den männlichen Kollegen setzten die Kunden das automatisch voraus!“
Die geschiedene Mutter machte dennoch ihre zweite Karriere. Eine sagenhafte Blitzkarriere. Von Null auf Hundert wird aus der belächelten „Ossine“ eine Spitzenverkäuferin. Ihren männlichen Kollegen vergeht allmählich der Spott. Als die Westberliner Firma in der Not ihr Verkaufs-Ass auf den Management-Sessel hebt, hat Petra Damm sich den Respekt ihrer Kollegen erworben. Und der bleibt auch noch bestehen, als ihr die undankbare Aufgabe zufällt, den mittlerweile in Schieflage befindlichen Betrieb einem harten Sanierungskonzept zu unterziehen: „Die Baubranche brach Ende der 90er Jahre bekanntlich erheblich ein. Wir hatten stark auf Mietparks für Maschinen gesetzt, das war nicht mehr zu halten“, erinnert sich Petra Damm an diese Zeit zurück. Sie konnte das Unternehmen retten – im Verbund mit den Mitarbeitern. Solange, bis Veränderungen in der Gesellschafter-Struktur ihren Tribut zollten. Reibereien, Mobbing, schließlich eine Krankheit. Die meisten hätten aufgegeben.
Petra Damm hingegen verliebte sich – in Halle 7! „Hier hatte ich im Schwermaschinenbau meine Lehre absolviert“, erinnert sie sich mit strahlenden Augen, als sie per Zufall wieder nach Wildau kam, wo Nachnutzer für die mittlerweile brachliegenden Gebäude der ehemals federführenden Metallindustrie gesucht wurden. Ein Traum war geboren, der Traum, die vielfältigen Erfahrungen mit einem eigenen Unternehmen umzusetzen. „Ich konnte auf eine Handvoll Kollegen bauen, die mit mir diesen Schritt wagen wollten!“
Das schwierigste war, die Banken für einen Kredit zu gewinnen: „In der Anlagenbranche geht nichts ohne Zwischenfinanzierung. Wir müssen die Ware bezahlen und bekommen das Geld von unseren Auftraggebern erst viel später“, beschreibt Petra Damm das branchenübliche Problem.
Existenzberatungen halfen da wenig, denn wie man ein Unternehmen führen muss, wusste die in Krisenzeiten erfolgreiche Geschäftsführerin längst. „Gute Ideen aber interessieren Banken wenig, die wollen Sicherheiten!“
Also setzte die Jung-Unternehmerin alles, was sie hatte, auf eine Karte: Ihr Haus, ihr Erspartes, Sicherheiten im Rückgriff auf die Eltern.
Noch immer findet man Petra Damm und ihre mittlerweile 26 Mitarbeiter auf dem traditionsreichen Industriegelände in Wildau, nunmehr in Nachbarschaft von der Halle, wo sie einstmals ihre Berufsausbildung mit Abitur begann. „Wir brauchten mehr Platz“,
begründet sie den Umzug in die größere Halle 29, nicht weit vom Zentralgebäude der TFH, mit der das Unternehmen eng kooperiert. Mit gutem Grund, denn „airkom“ zählt internationale Unternehmen wie Philip Morris, Lufthansa Technik und Rolls Royce ebenso zu den mittlerweile an die 300 festen Kunden wie örtliche Handwerksbetriebe und Baufirmen.
Während andere vom Luft- und Raumfahrtstandort Schönefelder Kreuz schwärmen, sind die Fachleute um Petra Damm in Aktion, um das größte Passagierflugzeug der Welt sicher in die Lüfte zu bringen: „Wir projektierten und erstellten die gesamte Druckluft-Technik für die Versuchsanlage, mit der die Kräfte simuliert werden, denen der Rumpf des Airbus A 380 bei Start, Flug und Landung ausgesetzt ist. Schließlich werden hier eine Vielzahl neuer Materialien eingesetzt, um das Flugzeug besonders sparsam und effizient zu machen!“
Trotz dieser Erfolge kann die Tochter zweier Biologie-Lehrer an der EOS Königs Wusterhausen nur selten ruhig schlafen: „Man weiß nie, was der nächste Tag bringt!“ Eigentlich hat Petra Damm von den Eltern die Liebe zur Natur geerbt. Doch dazu, den Garten des Eigenheims in Zeuthen zu pflegen, kommt sie berufsbedingt nur wenig. Den Hang zum Ingenieurwesen verdankt sie übrigens ebenfalls dem Vater: „Er hatte erst einen ziemlich maroden Wartburg, dann einen Trabant. Da lernte ich schnell, beim Herumschrauben zu helfen!“
Die Liebe zum fahrbaren Untersatz manifestierte sich allerdings auf zwei Rädern. Der Schwalbe folgte eine ES 150, „geerbt“ von einem 84-jährigen Onkel, der den heißen Ofen nach einem verhängnisvollen Sturz nicht mehr besteigen konnte.
„Damit ging es gleich mal an die Ostsee“, so Petra Damm. Heute fährt sie lieber auf vier Rädern, wenn sie nicht gerade auf zwei Brettern Österreichs Abhänge hinab braust. „Die Liebe zum Skifahren verdanke ich meinen fünf Studienjahren in Bratislava“, erinnert sich Petra Damm. Ein wenig traurig ist sie, dass bei ihren hübschen Töchtern Anne und Julia kein Hang zur Technik bemerkbar ist. „Die größere studiert Veterinärmedizin, die jüngere steht vor dem Abitur auf einem musischen Gmynasium“, so Petra Damm. Aber wer würde es besser wissen als sie: „Jeder muss seinen eigenen Weg finden!“

Im Fotoalbum geblättert

Schon früh begeisterte sich Petra Damm für Technik. Mit dem ersten eigenen Motorrad entschwebte sie gleich mal an den „heißen“ Ostsee-Strand (u.).

Anne und Julia sind so hübsch wie die Mama.

Die Reiseziele und Fortbewegungsmittel haben sich verändert, aber Petra Damm (u.) gondelt immer noch gerne durch die Welt.

Fünf Jahre Studium in Bratislava erweckten die Liebe zum Schnee.

Im Kreis der Geschwister und Eltern tankt die Unternehmerin Kraft.



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