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Es gibt Wildauer, die sind einfach nicht zu fassen. Die DDR ist daran gescheitert, jetzt geht es uns nicht besser!, schmunzelt der Fachmann.
Er heißt Günter Friedrich, ist 73 Jahre alt und einer von vier Jägern, die für das Gebiet Wildau-Zeuthen zuständig sind. Friedrich ist seit etwa 20 Jahren mit seiner Flinte unterwegs, und genauso lange erfolglos beim Versuch, dem letzten Schwein den Garaus zu machen. Je mehr Wildschweine wir schießen, umso mehr scheinen nachzuwachsen, schüttelt er den Kopf. Das ist wissenschaftlich nicht bewiesen, aber wir erleben es ja! 75 Exemplare des Schwarzwilds mussten letztes Jahr ihr Leben in der Freiheit mit einem Platz in der Bratröhre tauschen, soviel wie noch nie: Das Jahr zuvor hatten wir etwa 30 Wildschweine geschossen, 2000 waren es 40 und früher an die 20 Tiere, erinnert sich Friedrich. Wildaus Jäger ist eigentlich Ingenieur für Nachrichtentechnik. Als Kind hatte ich allerdings den Traumberuf Förster. Leider waren meine Eltern dagegen. Per Zufall geriet er an einen Arbeitskollegen, der in der Freizeit auf der Pirsch war. Günter Friedrich sah sich wieder seinem Jugendtraum näher: Ich habe alles versucht, um in die Jagdgenossenschaft aufgenommen zu werden.
Die ersten Jäger-Jahre waren aber hart: Mir ging es sehr an die Nieren, wenn ich ein Tier wirklich getötet habe! Mittlerweile ist dies verflacht. Ich weiß ja, dass die Jagd notwendig ist, um das natürliche Gleichgewicht in unseren Wäldern zu erhalten!
Zu DDR-Zeiten beschloss der Rat des Kreises, dass die Region um Königs Wusterhausen wildschweinfrei sein soll, und seitdem arbeiten Friedrich und seine drei Kollegen dran. Ohne Erfolg. Stattdessen werden die Tiere immer mehr: Damit wird der Druck auf uns immer größer: Die Bauern beschweren sich darüber, dass die Schweine das Saatgut ausgraben. Die Eigenheimbesitzer ärgern sich, dass die Wildschweine ihre Gärten verwüsten. Und Jäger Friedrich muss zusehen, wie die Tiere sich sogar in seinem eigenen Garten tummeln und ihm die lange Nase machen. Bis ich mit meiner Flinte komme, eine Patrone geladen habe, bis dahin sind die schnell wieder weg. Besonders ärgert Friedrich, dass die Bürger ihn für sämtlichen Wildschwein-Ärger verantwortlich machen, oftmals aber seine Arbeit blockieren. Die Tiere halten sich sehr gerne auf verwilderten und brachliegenden Grundstücken im Ort auf. Sie lieben den Kurpark, Teile des Schwartzkopff-Geländes, die Dahmewiesen oder den Höllengrund in Zeuthen. Nur, wie sollen wir die da jagen, wo immer wieder Spaziergänger, Jogger, Familien, Hunde, Kinder unterwegs sind und uns vor der Flinte herumtanzen. Da ist das Risiko einfach zu groß, dass es zu einem Unfall kommt. Hilfreich zur Seite stehen könnte ein Hund, doch der Traum von einem kleinen Münsterländer oder Rauhhaar-Dackel bleibt Friedrich verwehrt. Ehefrau Marianne wurde als Kind mal von einem Hund gebissen und lebt seitdem in Panik vor diesen Vierbeinern.
Momentan sind es drei bis vier Schweine-Familien, die sich in der Gegend wohlfühlen. Die ausfindig zu machen, ist allerdings schwierig. Ich gehe jeden Abend außer sonntags auf die Pirsch. Dennoch lässt sich das Problem wohl kaum lösen, meint Friedrich. Dabei müssen es gar nicht immer &Mac226;unsere Wildauer Schweine sein, die den Leuten den Garten umgraben. Diese Tiere laufen viel und gerne. Damit könnten es durchaus Berliner Schweine sein, die bei uns für Ärger sorgen.
Ist es ungetrübte Freude, wenn der Waidmann dann so ein 90-Kilo-Prachtexemplar zur Strecke gebracht hat? Ich liebe die Wildschweine, sind doch schöne Tiere, verblüfft Friedrich. Als Braten schätzt er sie ebenfalls lecker angerichtet mit Rotkohl, und dazu ein trockener Rotwein... Wenn das Jäger-Glück weniger hold war, freut sich Günter Friedrich aber ebenso über eine gekochte Forelle oder einen gekochten Steinbutt. Aber nicht aus der Pfanne, sonst geht der Geschmack verloren.
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