Wildau von seinen vielen Seiten

Vieles neu:
Pfarrer, Turnhalle, Nordzufahrt, Luftfahrtzentrum

Wildau entwickelt sich wie kaum ein anderer Ort in Brandenburg. Während woanders die Wirtschaft stagniert, kann sich die Gemeinde darüber freuen, dass die Anzahl der Firmen ansteigt. Was hat der Ort, der noch vor hundert Jahren im wesentlichen „Grüne Wiese“ war, so tolles zu bieten, dass sich gerade hier Unternehmen ansiedeln?
„Unsere Fachhochschule hat daran einen ganz wichtigen Anteil“, nennt Bürgermeister Dr. Uwe Malich als einen Grund. Doch Schulen und Unis gibt es in anderen Orten ebenfalls. „Wichtig ist der Schneeball-Effekt. Die vorhandenen Unternehmen ziehen weitere Ansiedlungen nach sich!“ Als Erklärung scheint mir das immer noch nicht ausreichend und so bitte ich den Bürgermeister, mir mal die verschiedenen Facetten des Ortes zu zeigen. Los geht die Rundfahrt von der Gemeindeverwaltung im früheren Casino der Schwartzkopff-Lokomotivenfabrik. Wir biegen rechts in die Karl Marx Straße. Hier verweist Dr. Malich auf die parallel zur Straße stehenden Mehrfamilienhäuser: „Das sind die ehemaligen Beschäftigten-Wohnungen der Lokomotivenfabrik. Die gemeindeeigene Wildauer Wohnungsbaugesellschaft ist nun dabei, die knapp 1000 Wohnungen zu sanieren. Schon jetzt haben wir dafür Wartelisten!“
Nun geht es rechts über die Bahnschienen die Bergstraße hinauf. Gleich wieder rechts geht es in der Eichstraße zum privaten Gymnasium.
Wir drehen um und biegen rechts in die Bergstraße ein. Gegenüber sieht man hinter Bäumen versteckt die Kirche: „Endlich haben wir wieder einen eigenen Pfarrer. Die Stelle war lange verwaist“, freut sich Dr. Malich. Nun geht es links in die Stolze Schrey Straße. Hier stechen elegante Wohnhäuser hervor: „Diese Stadtvillen bieten 30 attraktive Wohnungen, die alle belegt sind. Die Wohnungsbaugesellschaft wollte damit dem Wunsch nach komfortablen Wohnungen nachkommen“, so der Bürgermeister. Weiter geht es, am Seniorenheim vorbei. „Gesellschafter sind die Gemeinde Wildau, der Kreis und die AWO. Insgesamt 328 Beschäftigte sind für 173 Senioren im Einsatz. 82 Bewohner genießen die Vorteile des betreuten Wohnens.“ Das Unternehmen betreibt zwei weitere Seniorenheime in KW und baut gerade ein neues in Niederlehme. Die Gemeinde Wildau sorgt sich also sogar um die Senioren im Umkreis.
Die Straße geht nahtlos in die Schillerallee über, an deren Ende das Studentenwohnheim zeigt, dass manche Häuser noch Verschönerungsmaßnahmen vertragen. Wir durchqueren den Wohnpark Röthegrund I mit Reihen- und Doppelhäusern, die längst ihre Eigentümer gefunden haben.
Hingegen gibt es im Röthegrund II noch freie Flächen. Dafür ist bereits ein kleines Zentrum mit einem Marktplatz angelegt, auf dem eine Kurbelwelle die optische Verbindung zwischen altem und neuem Wildau darstellt. Zurück in der Fichtestraße biegen wir in die Käthe Kollwitz Straße ein. Die Grundschule zeigt sich liebevoll saniert. Wir aber wollen die neue Turnhalle begutachten und lassen uns vom Rektor Ulrich Fischer führen. Der Mathe- und Physiklehrer ist zusätzlich für den Sportunterricht ausgebildet und lässt sich nicht lange bitten. Dynamisch schiebt er den Barren aus dem Geräteraum. Und schon zeigen Rektor Fischer und Bürgermeister Malich, wie fit sie sind. Die Jugendlichen und die Vereine kann man um die schöne Halle und das Außenfeld echt beneiden! Als nächstes denkt man nun an den Aufbau einer Tennis-Abteilung. Darum will sich der langjährige Bauamtsleiter Georg Fungk in seinem neuen Un-Ruhestand kümmern.
Ein Problem hat der Rektor bei aller Freude: Gegenüber der Schule zeigt sich ein Nebengebäude noch äußerlich im Vorwende-Zustand. Und einige Eltern beschweren sich über die Sanitäranlagen. Zwar sind die Waschbecken mit Einhebel-Mischern ausgestattet und die Toiletten sind ebenfalls picco-bello, doch die Armaturen stammen aus DDR-Zeiten! Ob Wildau keine anderen Probleme hat?
Nun geht es in die Freiheitstraße. Das Gesundheitszentrum ist aus der früheren Poliklinik entstanden. Heute sind die Wildauer froh, in diesem Haus alle wichtigen Ärzte, die Physiotherapie, eine Apotheke und andere Einrichtungen rund um die Gesundheit bequem unter einem Dach zu haben. Nach dem Gebäude biegen wir rechts ein und schon stehen wir vor der Feuerwache. Brandmeister Olaf Zdrankowski kann im Notfall auf 30 freiwillige Floriansjünger zurückgreifen. Darunter sind sogar vier weibliche Brandlöscher. Mit 150 Einsätzen im Jahr sind die Wildauer eine der gefragtesten Wehren der Region. Dabei gilt es „eigentlich nur 9300 Bewohner“ zu schützen. Doch die Autobahn, die Gewerbegebiete und die Dahme-Wasserstraße sorgen für weitere Einsätze.
Eine eigene Tauchgruppe wurde den Wildauern offiziell verwehrt. Aber mit elf aktiven Tauchern, darunter der Brandmeister selbst, gibt es in Wildau überdurchschnittlich viele Wasserratten bei den Brandbekämpfern!
Letzte Station ist gleich gegenüber das neue Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Der Glasbau ist wirklich markant, an der Zufahrt wird noch gearbeitet. „Da mussten erst zwei Phenol-Blasen entfernt werden, bis es mit der Nordzufahrt losgehen konnte. Das war eine ingenieurtechnische Spitzenleistung“, erinnert sich Dr. Uwe Malich. Die neue Straße soll übrigens nach Ludwig Witthoeft, dem ersten Werkleiter der Schwartzkopff-Fabrik, benannt werden. Ihm hat Wildau schließlich viel zu verdanken. Vor dem Glasgebäude treffen wir Marion Fender. Sie ist erfolgreichste „Lotsin“ der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises, der wir viele Ansiedlungen zu verdanken haben. Sie nimmt Firmengründer an die Hand und „begleitet“ sie, bis das Unternehmen festen Boden unter den Füßen hat. Auch etliche Wildauer Firmen haben durch sie das Tageslicht erblickt.
Ein wenig traurig ist Dr. Malich, dass die traditionelle Industrie es immer noch schwer hat. So verfügt man in Wildau über einen der weltweit stärksten Gegenschlaghämmer, doch die „Wildauer Kurbelwelle“ hat immer noch Probleme. Nun ist eine Aufteilung in die Bereiche Schmiede und Kurbelwellenbau im Gespräch. Nach dieser Rundfahrt ist verständlich, dass Bürgermeister Dr. Uwe Malich für sein Wildau weiter optimistisch ist. „2002 betrug der Anteil an den Gemeindeausgaben, den wir selbst durch Steuern und Einnahmen aufbringen konnten, 57 Prozent. 2003 waren es deutlich über 60 Prozent. Ich hoffe, dass wir uns in vielleicht fünf Jahren vollständig selbst finanzieren können und damit unabhängig von den Schlüsselzuweisungen des Landes werden.“

Bürgermeister Dr. Uwe Malich und Rektor Ulrich Fischer sorgen mit der neuen Turnhalle für einen sportlichen Aufschwung.

Lotsin Marion Fender hat immer gute Ideen für junge Firmen auf Lager.

Wo Dr. Malich und TFH-Kanzlerin Dr. Renate Wilde dicke Bretter bohren, entsteht die neue Mensa.

Die neue Wohnanlage an der Stolze Schrey Straße ist sehr gefragt.

Diese Kurbelwelle im Röthegrund II bringt selbst Dr. Malich nicht zum Laufen.

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