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Nur ganz selten gelingt es, alte Industriestandorte in eine neue Ära hinüberzuretten. Einer der ganz wenigen Orte, der dies geschafft hat, ohne seine Identität aufzugeben, ist Wildau.
Hier arbeiten Betriebe wie die traditionsreichen Schmiedewerke oder die Kurbelwelle in enger Nachbarschaft zu High-Tech Firmen, die sich mit Luft- und Raumfahrt beschäftigen nur einen Steinwurf von der international renommierten Technischen Fachhochschule entfernt. Nun ist Wildau dabei, diese wirtschaftliche Erfolgsgeschichte im Wohnungsbau nachzuvollziehen.
Wir konnten im Sommer 2003 die Sanierungssatzung für die Schwartzkopff-Siedlung beschließen. Nun sieht man schon die ersten Erfolge, freut sich Bürgermeister Dr. Uwe Malich. Das Gebäude in der Karl Marx Straße 123 ist tatsächlich nicht wiederzuerkennen: Es präsentiert sich mit einer stolzen Gründerzeit-Fassade, die man in einer Arbeitersiedlung kaum vermuten würde. Das Haus wurde nach historischen Ansichten und Plänen rekonstruiert, berichtet Holger Paul. Er ist Mitarbeiter der bundesweit tätigen Stadtentwicklung Süd-West gGmbH, kurz STEG, die die Gemeinde als Sanierungsträger für das ehrgeizige Vorhaben engagiert hat. Die Maßnahme betrifft das gesamte historische Viertel. Wir wurden in das Städtebauförderungs-Programm aufgenommen. Das bedeutet, dass die Gemeinde bei öffentlichen Maßnahmen nur ein Drittel der Kosten tragen muss. Die restlichen zwei Drittel teilen sich Bund und Land. Private Hausbesitzer müssen einen Eigenanteil von nur 20 Prozent aufbringen, erklärt der Bürgermeister.
Im frisch-sanierten Haus, das wie die meisten betroffenen Gebäude im Besitz der gemeindeeigenen Wohnungsbaugesellschaft WiWo ist, ist schon Leben eingekehrt. Im Untergeschoss hat der Seniorentreff ein modernes und geräumiges Domizil gefunden. Geplant ist außerdem ein Familientreff, wo sich die unterschiedlichsten Generationen zusammenfinden können. Das wäre dann eine gute Ergänzung zum Volkshaus, das mit seinem Festsaal für größere Veranstaltungen bestens geeignet ist.
Weiterhin sind acht Wohnungen in dem Gebäude entstanden. Um die insgesamt über 90 Gebäude zu modernisieren, ist ein Zeitraum von etwa zehn Jahren angepeilt, so der Sanierungs-Experte. Dann aber kann sich Wildau freuen, ein echtes Vorzeige-Objekt zu haben. Denn schon jetzt ist das Interesse an den Wohnungen in bereits modernisierten Häusern riesengroß.
Bürgermeister Dr. Uwe Malich und seine neue Bauamts-Leiterin Urte Verlohren wollen aber noch viel mehr. So träumen sie davon, dass das Areal an der Dahme zu einer reizvollen Grün-Oase wird. Beispielsweise soll eine kleine Fußgängerbrücke über den Stichkanal einen Spaziergang am Ufer entlang ermöglichen. Vielleicht schaffen wir es bald, das zu realisieren, hofft Dr. Malich.
Übrigens konnte neben dem Gebäude in der Karl Marx Straße 123 noch ein weiteres Ensemble von der Städtebauförderung im Sanierungsgebiet profitieren: Die Kita Am Markt bekam ein neues Dach und kann sich über eine geänderte Raumaufteilung freuen: Nun ist es bei uns immer kuschelig warm, weil die Energie nicht mehr so ungehindert nach oben entweicht. Und mehr Platz für die Kinder haben wir ebenfalls, freut sich Kita-Leiterin Angela Schufft. Jetzt wird darüber diskutiert, wie die Fassade erneuert wird. Außerdem sollen die Außenanlagen schöner werden. Gut für die Wildauer ist, dass sie für Maßnahmen im anerkannten Sanierungsgebiet stets zu zwei Dritteln von Bund und Land unterstützt werden. So günstig kann man sonst kaum sanieren und modernisieren.
Auf diese Weise fließen im Lauf der Jahre Millionenbeträge von Bund und Land nach Wildau, von denen auch unsere örtlichen Firmen profitieren können. Diese Gelder würden wir sonst niemals bekommen. Damit stellt die Sanierung einen Motor für die Wirtschaft dar. Außerdem wird Wildau für Touristen attraktiv. Schließlich gibt es in Europa nur wenige Orte mit einer derart gut erhaltenen und reizvollen historischen Industrie-Ansiedlung. Wir haben außerdem den Vorteil, dass das Areal lebt und nicht als künstliches Museum vorgezeigt werden muss. Dritter Pluspunkt ist, dass mit den sanierten Häusern Wildaus Stellung als einzigartiger Wohnstandort weiter ausgebaut wird, beschreibt Dr. Uwe Malich, wie wichtig die Sanierung der Siedlung ist für die Weiterentwicklung von Wildau ist.
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