Ideen aus Wildau erobern die Welt – doch wer steckt dahinter?

Industrie-Oskar für gute Ideen

Mit der diesjährigen Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Schönefeld wird Wildau auf einen Schlag in aller Munde sein. Denn erstmals wird dort der Lilienthal-Preis in den Bereichen Wissenschaft, Dienstleistung und Junge Unternehmer verliehen. Eine Idee, die aus Wildau stammt und den Ruf des Ortes in die Welt tragen wird. Sie ist so richtig typisch für ihren Erfinder Dr. Cord Schwartau. Denn wieder einmal lassen sich auf diese Weise wichtige Aufgaben „vernetzen“: Die Region und ihre Wirtschaft wird auf einen Schlag bei dem versammelten Fachpublikum und der sie begleitenden internationalen Presse bekannt. Die Entscheider der Flugzeug- und Weltraumindustrie werden auf Firmen von hier aufmerksam. Und die heimischen Unternehmen, die oft im „stillen Kämmerlein“ vor sich hinarbeiten, sehen sich plötzlich im Licht der Öffentlichkeit.
„Wirtschaftsförderung geht nur im geplanten Miteinander aller Beteiligten", ist einer der Leitsätze des Querdenkers. Seine Erfolge können sich sehen lassen: Der „Traum vom Luftfahrtzentrum Schönefelder Kreuz“ brachte Wildau das neue Zentrum für Luft- und Raumfahrt, in dem Dr. Schwartau mittlerweile selbst als Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises ansässig ist, und gab Impulse für neue Unternehmen im Landkreis.
Lotsin Marion Fender, die Geburtshelferin für Neugründungen ist, hat so viele funktionierende Firmen in Brandenburg auf die Beine gebracht wie keine ihrer Kolleginnen. Sie wird deshalb mittlerweile von anderen Landkreisen umworben.
Doch wer ist der Mensch, dem diese Erfolge zu verdanken sind? Dr. Cord Schwartau ist nur noch ganz wenig an der Sprache anzumerken, dass er aus Hamburg kommt. „Vater war Kohlenhändler“, berichtet er und errinnert sich an seine Studienzeit in Berlin zurück. Erst Studentenbude in Kreuzberg in den „wilden 60er Jahren“, dann eine Hausmeisterwohnung in Schöneberg, praktischerweise gleich bei der TU. „Die Wohnung war schön, hatte Heizung, war mit 70 Mark Warmmiete äußert preisgünstig. Allerdings war das Viertel für sein Nachtleben in West-Berlin ‘bekannt‘. Als mein Vater einen unangekündigten Besuch machte, traf ihn fast der Schlag. Ich habe lange gebraucht, ihn von den Vorteilen zu überzeugen.“ Fast wäre aus dem Studenten ein lebenslanger Professor geworden. „Ich war fünf Jahre Assistenz-Professor. Damals waren alle an der Uni links eingestellt, doch um die DDR gleich nebenan kümmerte sich keiner. Das hat mich so geärgert, dass ich damals begann, mich intensiv mit dem Thema zu befassen. Ich habe alles gelesen, was greifbar war: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, und merkte schnell, welch hintersinnige Kritik gerade hinter Karrikaturen steckte.“ Das Ergebnis war ein Systemvergleich der beiden deutschen Staaten, mit dem Schwartau wegen der fundierten und fairen Darstellung in Ost wie West viel Sympathie erntete. Dennoch scheiterte die ordentliche Professur in Wuppertal in letzter Minute. Stattdessen kam die Familie zum eigenen Erstaunen in den Besitz der renommierten Nicolaischen Verlagsbuchhandlung. Dr. Schwartau ließ sich von seinem Schwager und Hauptgesellschafter nicht lange bitten. „Es begann die Zeit des Klinkenputzens“ für den frisch-gebackenen Verlagsmanager. Ganz nebenbei brachte die neue Tätigkeit mit sich, auf Buchmessen präsent zu sein. Neben Frankfurt war Leipzig der Treffpunkt, und Dr. Cord Schwartau glücklich, die DDR nunmehr von innen sehen zu können. Glücklich im doppelten Sinne, denn ausgerechnet auf der Buchmesse lernte er seine zweite Ehefrau kennen und lieben.
Nach dem Verkauf des Verlags kam Dr. Schwartau „per Zufall“ zum renommierten „Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung“, kurz „DIW“. Er war dort für die DDR zuständig. Nach der Wende war er mit seinem Detailwissen über Ostdeutschland äußert gefragt: So beriet er beispielsweise Opel zum Standort Eisenach: „Dort waren von Wartburg schon alle Weichen für ein neues Werk auf der Grünen Wiese gestellt worden!“ Schnell interessierte sich das Brandenburgische Wirtschaftsministerium für ihn. Er wurde verantwortlich für Industrie- und Wirtschaftsentwicklung und kann sich das Überleben des Stahl-Standorts Eisenhüttenstadt auf die Fahnen schreiben. Als Landrat für den Kreis Dahme-Spreewald kandidierte er vergeblich. Doch bald nach Amtseinführung bat man ihn, sich hier mit der Wirtschaftsförderung zu beschäftigen. Die Erfolge sind bekannt, doch nun muss die Region bangen: Denn Dr. Schwartau wurde vom Wirtschaftsministerium nur für fünf Jahre „ausgeliehen“.
Ob er also Ende dieses Jahres wieder seinen Schreibtisch in Potsdam bezieht? „Dann hätte ich jedenfalls wieder mehr Zeit für meine Familie“, grübelt der 62-Jährige. Immerhin warten zuhause in Krummensee die Ehefrau, zwei Söhne, Hunde, Angeln und Ponys. Außerdem freuen sich seine zwei erwachsenen Töchter aus erster Ehe und vier Enkel, wenn er ausnahmsweise mal für sie Zeit hat.

Hochzeit Dr. Cord Schwartau und Ehefrau.

Zum Ausruhen und Entspannen hat Dr. Cord Schwartau selten Zeit.

Mit immer neuen Ideen bringt Dr. Schwartau die Region voran.



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