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Der größte Wildauer hat den kleinsten Hund: Während Herrchen 45 000 Fans beim Open Air Festival in Thüringen begeistert, hütet Langhaarzwergteckel Anna, die mit 23 Zentimeter Größe auf ein A4 Blatt passt, seine Wohnung in der Schwartzkopff-Siedlung.
Fast-Friseur und Hobby-Kungfu-Kämpfer Sebastian Franke hat Radio-Auftritte hinter sich und ist in In-Clubs wie dem Tresor oder der Arena gefragt. Im August 2005 legte er einen vielbejubelten Auftritt vor 45 000 Fans elektronischer Musik im thüringischen Saalfeld hin. Dabei trat er mit Gruppen wie „Die Fantastischen Vier“ und „Mia“ beim Kultfestival der Freunde elektronischer Rhythmen auf. Zu den Initiatoren des Spektakels gehörte übrigens die Jugendwelle des renommierten Bayerischen Rundfunks.
Dabei versteht sich der gelernte Haar-Künstler auf weit mehr, als Platten drehen. „Ich bin kein DJ, wie man sie in Diskos kennt, die das Publikum mit Musik ihrer Wahl unterhalten sollen. Wir Techno-DJs verstehen uns als Künstler, deren Gitarre die Schallplatte ist!“ Sebastian Franke hat sich trotz junger 23 Jahre zu einem gefragten DJ der Techno-Szene entwickelt: „Techno bedeutet Tanzen bis man in eine Art Trancezustand verfällt. Damit ist diese Musik und ihre Wirkung vergleichbar mit Stammestänzen von Naturvölkern. Um diesen Effekt zu erzielen, benötigt man nur den Sound. Drogen und Alkohol sind dabei völlig unnötig“, wehrt sich der Wildauer gegen den „Beigeschmack“, den die mittlerweile fast zwanzig Jahre alte Musikbewegung durch entsprechende Exzesse bekam. Franke gilt als Purist in der Techno-Szene und lehnt Kommerzialisierung strikt ab. „Ich bin sehr froh, dass das öffentliche Interesse an der Techno-Szene zurückgegangen ist. Veranstaltungen wie die Love-Parade haben der Bewegung nur geschadet.“
Eigentlich sind die Techno-Fans ziemlich konservativ. So bringt Wildaus einziges Plattenlabel „Bangbamrecords“ keine CDs, sondern althergebrachte Vinylplatten heraus. Zwei Scheiben in einer Auflage von je 500 Exemplaren sind bereits erschienen, die letzte startete gleich nach Weihnachten 2005. „Bisher haben wir selbst die Plattenläden abgeklappert, ob sie Interesse haben. Mittlerweile hat sich bei uns eine Vertriebsfirma gemeldet, die die Scheiben weltweit anbieten will“, staunt Bangbam-Chef Franke über den durchschlagenden Erfolg. Und so steht er bereits in seiner kleinen Hochparterre-Wohnung im Tonstudio, bestehend aus Computer, Keyboard und zwei Plattenspielern, um die dritte Techno-Scheibe aus Wildau zu produzieren, die nunmehr ab Frühjahr 2006 die weltweiten Fans begeistern soll. „Perspektivisch wollen wir auch andere Musikrichtungen bei uns verlegen“, so der Bangbam-Macher. Und ganz nebenbei ist der Wildauer mit dem Faible für althergebrachte Vinyl-Platten ein gefragter Techno-DJ der mit seinem „Techno-Pur“ weit über Brandenburg und Berlin gefragt ist.
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