Strahlende Kinder und schlaue Senioren

Warum leuchten Glühwürmchen?

Es gibt Momente, da werden selbst gestandene Hochschullehrer ziemlich unsicher. „Wie sage ich es einem Kind“, ist für erfahrene Wissenschaftler gar nicht so leicht! Selbst wenn es um die spannende Frage geht: „Warum leuchten Glühwürmchen?“ Als es dann im Hörsaal wirklich mucksmäuschenstill wurde, war für Frank Stein klar, dass er eine gute Chance bei den ungewohnten Hörern hatte. „Strahlende Kinderaugen und Bäckchen, die vor Aufregung glühen sind eine Resonanz, wie man sie sonst nur selten in einer Vorlesung hat“, erinnert sich auch der renommierte Wissenschaftler Professor Siegfried Rolle an seine Vorlesung an der in Wildau mit dem Wintersemester 2005 neu ins Leben gerufenen Kinderuni.

Begeisterte Eltern
Die begeisterte Reaktion zeigte, dass die Veranstaltung bei den Acht- bis Zwölfjährigen den „Nerv des Interesses“ getroffen haben. TFH-Präsident Professor László Ungvári freut sich besonders über einen Brief von Eltern. Sie berichten darin, dass sie immer vergeblich versuchten, die Tochter ein wenig für Naturwissenschaften zu interessieren. „Was wir nicht schafften, ist Ihnen gelungen!“ Die Kinderuniversität wird nach dem Erfolg der ersten Veranstaltungen, das zweite Mal kamen fast alle kleinen Besucher wieder und noch weitere mehr, nun zu einer festen Veranstaltungsreihe an der TFH.

Sichtbar oder unsichtbar?
Seit dem Start im September 2005 ging man unterschiedlichen Fragen nach, die jeder spannend findet. Professor Siegfried Rolle brachte Licht in die Geheimnisse des Lichts und widmete sich dem spannenden Thema „sichtbar oder unsichtbar“. Professor Karin Siemroth ging der Frage, warum sich ein „Computer soviel merken kann“ auf den Grund. Professor Andreas Foitzik beleuchtet am Beispiel eines Airbags die Mini-Computer, die mittlerweile in den unterschiedlichsten Geräten des täglichen Lebens stecken.

Studentinnen mit Ideen
Dass sich die renommierte Professoren vielfach sogar in der Freizeit ins Zeug legen, das verdankt Wildau ganz stark den beiden Studentinnen Nadine Jahn, 29, und Kerstin Schönwald, 24. Denn die Kinderuni ist ihr Kind. „Wir hatten aufgrund einer Idee von Professor Rainer Voß im Zuge einer Semesterarbeit das Konzept entwickelt. Als wir es zum ersten Mal einem größeren Kreis, darunter Präsident Ungvári vorstellten, stießen unsere Vorstellungen auf ungewöhnlich große Zustimmung!“ Besonders freuten sich beide Studentinnen über die „zeitnahe“ Verwirklichung. „Das hing sicher ganz wesentlich damit zusammen, dass sich Professor Ungvári selbst dahinter klemmte“, vermuten sie. In der Landtagsabgeordneten Tina Fischer fand die TFH eine weitere engagierte Mitstreiterin. Die aus München stammende gelernte Rechtsanwältin wohnt in Kagel bei Erkner und unterhält in Zeuthen ihr Bürgerbüro. „Ich fand die Idee sofort super-klasse und wusste aus meinem Kontakt zu den Bürgern, dass das ankommt.“ Sie wurde Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Kinderuniversität und konnte in Brandenburger Ministerien Zuschüsse für das Projekt „locker machen“.

Kinderuni weltweit
Und sie gehörte auch zu dem Kreis der Probehörer, die testen sollten, ob die komplizierten Themen wirklich kinderleicht zu verstehen sind! Mittlerweile ist die ganze TFH vom Kontakt mit den Kleinen begeistert. So ließen die Mitarbeiter des Rechenzentrums in der Freizeit viele Stunden ihre Köpfe rauchen, um ein Programm zu schreiben, mit dem die Veranstaltungen der Wildauer Kinderuni ohne Zeitverzögerung außerhalb des Hörsaals und zugleich in der ganzen großen Welt zu sehen sind. „Durch unsere Software können wir die Veranstaltung bei uns über Großbildschirme und gleichzeitig weltweit simultan im Internet übertragen“, berichtet Professor Ungvári.

TFH wächst und wächst
Natürlich ist die Kinderuni nur ein „Nebenprodukt“, mit dem die größte Fachhochschule in Brandenburg zeigt, dass sie das Ohr nah an den Menschen und damit an der Praxis hat. Neben Neuerungen wie diesen geht es immer noch um eine behutsame Ausweitung auf dem ehemaligen Schwermaschinenbau-Gelände. „Dabei ist es uns ein Anliegen, den schützenswerten Charakter der ehemaligen Fabrikhallen als Industriedenkmäler zu erhalten“, beschreibt TFH-Präsident Professor László Ungvári, warum man hier nicht einfach den Bagger auffahren lassen kann.

Zwei Richtfeste
Mit zwei Richtfesten auf ihrem Campus konnte die TFH Wildau im Jahr 2005 wichtige Weichen in Richtung Zukunft stellen. Mit dem Um- und Ausbau der Halle 10 entsteht ein modernes Informations- und Kommunikationszentrum mit Mensa.
Die Studenten können sich schon jetzt auf leckere Speisen in ihrer zukünftigen Mensa und auf geistige Nahrung in der neuen Hochschulbibliothek freuen. Bereits seit Ende 2002 läuft der Umbau der historischen Versandhalle der ehemaligen Schwartzkopff-Lokomotivfabrik. Die Halle mit ihrem ungewöhnlich hohen Innenraum wird durch den sensiblen Einbau mehrerer Geschossdecken den neuen Anforderungen angepasst. Funktionalität in einer denkmalgeschützten Hülle steht gleichermaßen bei den Baumaßnahmen in der alten Halle 14 im Vordergrund. Hier wird mit zwei Einbauten nach dem „Haus-im-Haus-Prinzip“ Platz für einen großen Hörsaal und weitere Lehrveranstaltungsräume sowie Labore und Arbeitsräume geschaffen.
„Die neuen Flächen werden dringend für die technischen Studiengänge benötigt“, betont TFH-Präsident Professor László Ungvári. Die Ergänzungsbauten sind wichtige Schritte „für den weiteren Ausbau der Technischen Fachhochschule Wildau“, unterstrichen übereinstimmend Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka und Finanzminister Rainer Speer, die gemeinsam an beiden wegweisenden Richtfesten teilnahmen.

Seniorenseminar
Jedenfalls kann die TFH von sich mit Fug und Recht sagen, generationenumspannend aktiv zu sein. „Die Kleinen kommen zur Kinderuni, die größeren in die TFH und die älteren ins Seniorenseminar“, machten die „Mütter der Kinderuni“ Nadine Jahn und Kerstin Schönwald ihr Projekt damals den TFH-Verantwortlichen schmackhaft. Und in Kerstin Poeschel hat das Seniorenseminar nun eine engagierte neue Leiterin bekommen. Sie tritt hierbei die Nachfolge von Dr. Renate Wilde an. Die langjährige Kanzlerin wurde zum Jahresausgang 2005 mit viel Ehrungen in den Ruhestand entlassen. Die Neue am Seniorenseminar ist gelernte Diplom-Ingenieurin für Maschinenbau, beschäftigt sich intensiv mit Hochschul-Management und ist an der TFH für Weiterbildung, Kontakte zu den Ehemaligen und Hochschulwerbung zuständig. Ihr ist es ein Herzensanliegen, dass die „Senioren am Ball“ bleiben, auch wenn sie selbst Kanu und Radfahren dem Ballsport vorzieht. „Ich werde mich dafür engagieren, dass wir weiterhin einen möglichst bunten Strauß an Themen anbieten“, verspricht sie. Senioren aus ihrer eigenen Umgebung kann sie damit übrigens nicht erfreuen: „Meine Eltern sind zwar in Rente, aber sie wohnen in Leipzig. Allerdings blicken sie immer ganz neidisch zu unseren Veranstaltungen, denn in dieser Breite und Regelmäßigkeit ist das Wildauer Seniorenseminar ziemlich einmalig!“ Ungewöhnlich ist auch, dass an einer Hochschule Spaß ganz groß geschrieben wird. Zumindest zu seiner Zeit. „Unser Sommerfest wird wieder ein ganz großes Ereignis mit heißen Höhepunkten für die ganze Region. Und das Wildauer Oktoberfest wird nun endgültig zur guten Tradition“, freut sich TFH-Präsident László Ungvári. Da merkt man eben doch ein wenig, dass der Wildauer Uni Präsident ursprünglich aus dem bunten und lebensfrohen Ungarn kommt.

Technische Fachhochschule Wildau
Bahnhofstraße 1, 15745 Wildau
Tel. 0 33 75/50 81 01
www.tfh-wildau.de
Seniorenseminar Tel. 0 33 75/50 85 98

Die TFH baut denkmalgeschützte Fabrikhallen zu modernen Hochschulgebäuden aus. Weiterhin werden neue Studentenwohnheime neben dem Ausbau der Hallen 10 und 14 den Campus-Charakter der TFH verstärken.

Die TFH-Studentinnen Kerstin Schönwald (l.) und Nadine Jahn erarbeiteten das Konzept für die Kinderuni.

Die Landtagsabgeordnete Tina Fischer setzte sich in den Ministerien für die Kinderuni ein.

Kerstin Poeschel hat das Seniorenseminar an der TFH in Wildau übernommen und setzt auf regelmäßige hochkarätige Veranstaltungen.



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