Stand April 2010
„Frei“ in Zeuthen
Riesen-Monster aus zarter Hand, damit machte eine junge Zeuthenerin in München Furore. Mit dem Mikro in der Hand ist sie nicht weniger furios.
Ein so vielseitiges Talent wie Caro Kunde findet man nur selten. Sie ist Sängerin und bildende Künstlerin. Ihr Arbeitsfeld ist das Atelier ebenso wie die Bühne. Sie steht auf Opernarien, besonders von Puccini, auf harten Rock und Songs von Rammstein. Sie tritt mit einem Diven-Programm auf, in dem sie Persönlichkeiten wie Hildegard Knef und Marlene Dietrich huldigt.
Diva für den Bürgermeister
Man erlebt sie in einschlägigen Klubs, auf großer Bühne oder beim Neujahrsempfang von Wildaus Bürgermeister Dr. Uwe Malich im traditionsreichen „Casino“ der Nachbargemeinde von Zeuthen. In der Musikpresse wird sie mit der jungen Nina Hagen verglichen. Deutschlandweit bekannt wurde sie durch den neuen Song „Frei“. Er entstand, als Caro Kunde durch den Verein „Berliner Unterwelten“ mit den Fluchthelfern um Hasso Herschel und Ulrich Pfeifer in Berührung kam. Diese hatten 1962 erstmals mit einem Tunnel von der Schönholzer Straße zur Bernauer Straße 29 Menschen geholfen, aus der DDR zu fliehen. Später schmuggelten sie Ausreisewillige auf die unterschiedlichste Weise, vor allem mit Autos, aus dem damaligen Ostblock. 2008 drehte das ZDF darüber den Film „Tunnel in die Freiheit“ mit Beteiligten von damals und Caro Kunde.
Engel wurde Punker
Sie hat trotz junger 34 Jahre bereits eine vielfältige Karriere hinter sich, die als kleines Mädchen begann.  „Als Zehnjährige standen meine Freundin und ich mit einer Haarbürste als Mikro-Ersatz vor dem Spiegel und sangen Abba-Songs. Mein Bruder schaltete dazu das Licht ein und aus, damit wir eine Art Bühnenbeleuchtung hatten.“
Da Abba damals keine neue Sängerin brauchte, landete Caroline Kunde beim Kirchenchor im Geburtsort Naumburg, wo ausgerechnet sie, die freche kleine Göre, öfters als Engel auftrat. „Mir gefiel die Atmosphäre in der Kirche. Wir sangen viel von Sebastian Bach, das war beeindruckend.“
Die Musikschule in Halle verkannte ihr Talent: „Sie bemängelten meine fehlenden theoretischen Kenntnisse.“
Die Gesangslehrerin dort aber sah das Potenzial: „Ich durfte immer dann zu ihr kommen, wenn andere abgesagt hatten.“
Aus dem Stand Frontfrau
So geschult, schaffte sie es aus dem Stand zur Leadsängerin bei der Band „Supergroove“ aus Halle.  Schließlich brannte sie nach München durch: „Ich mietete mir zusammen mit einem Kumpel eine Bude und suchte nach einer Band, die eine Sängerin brauchte. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mir mit Babysitten, Hundeausführen, mit der Betreuung von Behinderten und mit anderen Jobs. Übriges  Geld verwendete ich für meine Weiterbildung.“
Die Bayern erlebten sie als Sängerin der Hobby-Band „Granny Smith“. Dann landete sie bei der bekannten„MaxxOutt Showband“, die aktuelle Songs und Oldies als Coverband interpretierte. „Weil ich vom lauten Singen öfters heiser war, nahm ich Gesangsunterricht bei einer Opern-Sängerin.“ Die war begeistert: „Mädchen, du hast Persönlichkeit in der Stimme, das muss man ausbauen!“. „Besonders faszinierte sie, dass ich gleich mehrere Oktaven beherrsche. Viele können nur eine Stimmlage.“
Caro singt „caro”
Zur eigenen Überraschung sprudelte „Oh mio babbino caro'“ von Puccini so überzeugend aus Caro Kunde heraus, dass sie fortan Freude an der Oper hatte. „Außerdem bekam ich den unbedingten Drang, möglichst große Drachen zu bauen. Warum weiß ich nicht“, erinnert sie sich zurück. „Damals ging es um die Vorbereitung des Festivals „Tollwood“ auf der Theresienwiese. Ich bot spontan an, fürs Zelt Fabelwesen zu bauen.
Immerhin boten die an, das Material zu bezahlen.“ Der Erfolg gab ihr recht: „Ich sah, wie begeistert die Kinder waren. Ich liebe Kinder, sie sind spontan und ehrlich. Die sagen ganz offen, wenn sie was toll oder schlecht finden.“
 Sexy Frauen
Mittlerweile in der Szene ein Begriff, gründete Caro Kunde eine eigene Band: „Crazy Daisy“ war „eine Frauenband, die optisch und musikalisch was vorzuzeigen hatte. Wir waren zwei Sängerinnen, eine Kollegin aus Los Angeles und ich. Endlich konnte ich mit Musik Geld verdienen.“ Die Band war „in“ und hatte Auftritte selbst bei Weltfirmen wie Siemens.
Wenn da nur der lange gehegte Traum vom flippigen Berlin nicht gewesen wäre. Im November 2005 kam, sah und siegte die ungewöhnliche Künstlerin in der Hauptstadt. Bereits wenige Monate später engagierte sie der Axel Springer Verlag für sein Kinderfest. Das KDW fand ihre Drachen und Monster aus Papier und Leim so interessant, dass Caro Kunde für Halloween gebucht wurde. Sie gründete ihre neuen Band „Caro“.
 Freunde auf CD
Ihre erste CD „Freunde“ erschien und fand bald schon viele Freunde. „Meine Texte sind vielschichtig, man kann sie unterschiedlich verstehen. Wenn man darin Kritik an der vielfachen Verlogenheit und an vorgegaukelter ‚heiler Welt‘ rausliest, ist es aber nicht falsch.“
Nach mehreren Tourneen und dem Aufsehen durch das Tunnel-Lied „Frei“ hat Caro Kunde, mittlerweile in Zeuthen beheimatet, ihr Repertoire nochmals erweitert: Nun bietet die Rock-Röhre mit den variablen Obertönen zusätzlich ein „Diva-Programm“ an. Sie umrahmt damit gerne Festlichkeiten. Allerdings, eines kann sie gar nicht leiden: „Ich ertrage es nicht, wenn die Leute nebenbei essen und quatschen!“
Ihre Monster und Skulpturen waren kurzzeitig in Wildau zu sehen. Jetzt kann man sie in einer Galerie in Prenzlauer Berg genießen. Eine neue Tournee ist ebenfalls geplant, allerdings träumt die Diva nun von einem Manager, der die Organisation übernimmt und von einem Loft-Atelier „wo ich genügend Platz für meine Kunst hätte!“
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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