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Das schöne Eigenheim, waldnah in Zeuthen, im Schatten von hohen Fichten, wäre sicher der richtige Platz,
damit ein Hornist voller Begeisterung ins Waldhorn bläst. Doch genau dieses Vergnügen gönnt ein gefragter
Orchestermusiker aus der „Staatsoper Unter den Linden“ den ihn umgebenden Nachbarn und Vögelein nicht!
Denn wenn die Vorführung in einem der renommiertesten Opernhäuser von Deutschland zu Ende ist, der letzte
Vorhang gefallen ist und die Musiker aus dem Orchestergraben wieder ans Licht der Freiheit gesprungen sind, ist für
Christian „Nicke“ Wagner Schluss mit Klassik. Dann taucht der Zeuthener ein in die laute Glitzerwelt von Pop und Rock.
Wagner liebt Wagner!
Der Mann, der gerade das 25-jährige Bühnenjubiläum feiern kann, obwohl er erst 45 Jahre jung ist, lebt in zwei Welten.
Beruflich macht er seinem Namen „Wagner“ viel Ehre, ist doch die Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner sein
Lieblingsstück. „Der Grund ist, dass der Komponist hier weit über seine Zeit der Romantik hinausgeht und viele
Harmonien einbaute, die bereits in die Moderne weisen“, erklärt „Nicke“ Wagner.
Nur deutsch!
Damit entdeckt er in dem großen Komponisten der Romantik einen Gleichgesinnten im Geist. „Nicke“ Wagner aus
Zeuthen liebt nämlich ebenfalls die Abwechslung durch unterschiedliche Musikstile. So „gesteht“ er, dass er zuhause
„nie Klassik, sondern meist Pop, Rock, manchmal Jazz“ hört. Seit neuestem belässt er es nicht beim Hören, sondern
versucht sich als Sänger und Songschreiber. „Mein großes Vorbild dabei ist Roger Cicero“, gibt er zu. Der aus
Rumänien stammende und in Berlin lebende Musiker hat ihn so beeindruckt, dass „Nicke“ Wagner unter seinem
Einfluss von den bisher englischsprachigen Kompositionen auf Deutsch umstellte.
Ampelmännchen als CD?
Nun ist Zeuthen dabei, einen wichtigen Meilenstein im Kampf um den Erhalt des Ampelmännchens zu setzen. Denn
„Nicke“ Wagner widmete dem Symbol aus dem DDR-Verkehrsleben, das mittlerweile im gesamtdeutschen Leben
Einzug gehalten hat,
einen Song. Allerdings entstand dieser, obwohl Christian Wagner in Ostberlin aufgewachsen ist, eher aus Zufall. „Meine
Schwägerin Mirjam Wagner war zum Babysitten engagiert worden und hatte mitbekommen, dass ihre Auftraggeber sich
fürs Ampelmännchen einsetzen. Da kam dann die Idee auf, ich sollte dies doch musikalisch unterstützen. Nun arbeiten
wir daran, dass Roger Cicero oder ein anderer bekannter Sänger den Titel als Platte herausbringt!“
Schnell zum Ton
Dabei könnte der Zeuthener mit den vielen musikalischen Seiten durchaus selbst seine Songs interpretieren. „Ich habe
eine fundierte Gesangsausbildung. Doch dann war mein Vater, der selbst Orchestermusiker war, der Meinung, ich sollte
noch ein Instrument studieren. Da Hornisten Mangelware sind und deshalb gute Berufsaussichten haben, kam ich zu
diesem Instrument. Zudem faszinierte mich, dass ich sofort eine sinnvollen Ton erzeugen konnte und schnell
Erfolgserlebnisse hatte. Heute weiß ich, dass diese Entscheidung richtig war. Wer beispielsweise Violine spielen will,
braucht oftmals Jahre, bis zumindest das eine oder andere Stück beherrscht wird“, erzählt Wagner, wie er zum
Waldhorn kam.
Korb fürs Gewandhaus
Schon während des Studiums an der „Hochschule für Musik Hanns Eisler“ kam er mit der „Staatsoper Unter den
Linden“ in Berührung. „Die hätten mich dann gerne im Orchester angestellt, hatten aber leider keine Stelle frei, als ich
mit dem Studium fertig war.“ Christian Wagner hatte das große Glück, dass ihn das Leipziger Gewandhaus unter dem
weltberühmten Dirigenten Kurt Masur haben wollte. „Ich hatte schon den Vertrag in der Tasche, da meldete sich
überraschend die Oper. Es war eine schwere Entscheidung, aber meine Heimatstadt bekam schließlich den Zuschlag.“
Heute kann Christian Wagner feiern, dass er 25 Jahre im Orchestergraben aktiv ist. Er war mit den Musikern der
„Staatsoper Unter den Linden” in der ganzen Welt unterwegs, in Europa, Asien und den USA. Dennoch fühlte er
irgendwann, dass dies nicht alles sein kann.
Stimmung für die Region
Was dabei herauskam, wird in Wildau im Studio von Oliver Modisch produziert und soll nun demnächst als CD
erscheinen. „Wenn das funktioniert, möchte ich ein komplettes Album herausbringen.“ Dass „Nicke“ Wagner für
Stimmung sorgen kann, weiß man insbesondere in der Nachbarstadt Wildau. Dort ist der Zeuthener als
„Hauskomponist“ für die stadteigene Wohnungsgesellschaft „WiWO“ tätig. Für sie schuf Wagner einen „Sommersong“
und nun ein Gegenstück für die kalte Jahreszeit. Der Wintersong wurde 2014 erstmals beim traditionellen
Weihnachtsfeuer vorgestellt. „Dabei hat WiWO-Chef Frank Kerber intensiv mitgearbeitet und bei Text und
Arrangements mitgewirkt. Ich hätte nie gedacht, dass er ein derartiges Hintergrundwissen und Gefühl für Popmusik
hat“, zieht Nicke Wagner den Hut vor dem Manager, der dafür sorgt, dass es sich in der Dahmestadt gut und bezahlbar
wohnen lässt. Die Zusammenarbeit scheint tatsächlich sehr erfolgreich gewesen zu sein. Das zeigte der große Anklang
des Wildau-Songs beim traditionsreichen Weihnachtsfeuer. Mal sehen, ob „Nicke“ Wagner eines Tages mit seinen
eigenen Songs dort Konzerte macht, wo er bisher mit den Kollegen von der Oper aufgetreten ist!
Infos:
Tel. 03 37 62/82 05 50
Stand März 2015
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Schluss mit Klassik!
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Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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