Computer-Pioniere vernetzten den Osten

Internet stammt aus Zeuthen!

Während alle Welt glaubt, dass die Idee der überregionalen Vernetzung von einzelnen Computern eine Erfindung aus den USA ist, war in Zeuthen längst das Internet aus der Taufe gehoben!
Bereits in den 1970-er Jahren, also längst vor den Anfängen in den USA zehn Jahre später, arbeiteten die Wissenschaftler der DDR an einem derartigen System! Den Beginn stellte das nationale Rechnernetz Delta, welches seine Ursprünge in Zeuthen hatte. Die logische Fortsetzung war der Ausbau zu einem INTERnationalen NETzwerk der Comecon Staaten. Damit waren Akademien der Wissenschaften in der DDR, UdSSR, Tschechei und Bulgarien über das erste INTERNET der Welt miteinander verbunden!
Kopf des Unternehmens und damit der echte Vater des Internet war der Zeuthener Informatik-Professor Hermann Meier, der damalige Direktor des Zentrums für Rechentechnik der Akademie der Wissenschaften. „Mal war der eine Rechner überlastet und der andere frei, mal war es umgekehrt. Doch bei den Großanlagen und der Lochkartentechnik war an einen Datentransfer, wie er heute üblich ist, nicht zu denken.“ Also kreierten die Spezialisten erstmal das Projekt Delta, das ähnlich wie später das US-amerikanische ARPANET Forschungseinrichtungen der Akademie und von Hochschulen vernetzte. Damit wurden DDR-weit zehn Großrechenanlagen verbunden. Mit angeschlossen waren Computer in Prag. „Unsere Datenleitungen erlaubten einen Durchsatz von 64 kbit pro Sekunde. Das war damals Spitzentechnologie,“ erinnert sich Professor Meier. Diese Geschwindigkeit ist heute noch Standard bei der ISDN-Technologie. Mitte der 80er Jahre wurde dann der Anschluss von Riga, Sofia, Budapest und Nowosibirsk vorbereitet. Neben einem schnelleren Zugriff der Nutzer zu den Rechnern war es auf Basis der Datenfernübertragung möglich, eine Reihe von großen Anwendungssystemen zu realisieren. Hierzu gehörten etwa eine Produktions-Transport-Kette Eisenerz, die eine Just-in-Time-Belieferung von Eisenhüttenstadt mit Eisenerz und Zuschlagstoffen zu einer Zeit gewährleistete, als der Westen diese Form der Betriebssteuerung noch gar nicht kannte. Weitere Projekte waren die Steuerung der Beregnungsanlagen in der Landwirtschaft, eine Transportkette Kohleverversorgung sowie die Güterwaggonlogistik. Übrigens ist der Vater des Internet heute ein echter Kostverächter: „Ich habe bei mir keinen Internet-Anschluss und will mir auch keinen zulegen. Die Gefahr, dass man den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, ist mir zu groß!“„Dienstlich“ kann er das nicht durchsetzen. Denn Professor Meier ist aktives Mitglied des Seniorenbeirats. Dessen neuer Vorsitzender Karl-Heinz Schmalfuß, will Zeuthens Senioren mit Hilfe der Jugendlichen aus der Gesamtschule ins Netz bringen.

Infos Tel. 033762/93534

Die Rechenzentrum der Akademie der Wissenschaften in Zeuthen und Adlershof waren ein Knotenpunkte des DDR-Internets.

Professor Hermann Meier (r.) schuf im Ostblock das weltweit erste Internet. Per Datenleitung waren Großrechner im Comecon mit dem Computer-Netzwerk Delta in der DDR verbunden.

Nun möchten Professor Hermann Meier und Seniorenbeiratsvorsitzender Karl-Heinz Schmalfuß (r.) von den Jugendlichen in der Paul Dessau Schule lernen, wie man heute mit dem Internet umgeht.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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