|
|
Billig und solide bauen, das ist der Wunschtraum vieler Familien. Das ist heute so, und das war früher so. Doch mal Hand aufs Herz, welchem Fertighaus würde man zutrauen, dass es nach fast hundert Jahren noch so solide dasteht, wie am Anfang?
Dass das gehen kann, das zeigen Zeuthens Kupferhäuser. Ihr Name ist wörtlich gemeint, denn die Gebäude sind aus Metall statt aus gewohntem Stein oder Holz gebaut. Und bedeuten für die Bewohner natürlich etliche Änderungen normaler Gewohnheiten! Mit dem schnurlosen Telefon ist es schwierig und der Radio- und Fernsehempfang ohne Außenantenne ist ebenfalls ein Problem, schildert Horst Schulz. Seine Eltern Charlotte und Paul Schulz hatte vor gut 70 Jahren der Wunsch nach einem Eigenheim umgetrieben so wie auch heute viele Familien. Auf der Bauausstellung stießen die Berliner 1931 auf das Allkupferhaus der Firma Hirsch. Die Idee: Statt aus schwerem Stein werden die Außenwände aus witterungsbeständigem Kupfer hergestellt. Das Metall wird in Holzrahmen montiert und mit entsprechender Isolierung versehen. Die Standardelemente von einem Meter beziehungsweise 50 Zentimeter Breite werden im Innenraum durch adäquate, aber mit preisgünstigerem Stahl ausgestattete Elemente ergänzt. Dadurch konnten variable Gebäude im Baukastensystem angeboten werden, die von sechs Arbeitern in elf Tagen aufgebaut werden können, so der liebevoll hergestellte Tiefdruck-Farbprospekt, den Schulz immer noch parat hat. Der Bauherr hatte es damals leicht: Die Häuser wurden samt Innenausstattung, also inklusive Heizung, Bad, Küche und Elektrik geliefert. Sogar die Malerarbeiten waren bereits ausgeführt: Reliefstrukturen an den Decken und Farbe nach Wunsch an den Wänden. Im Gegensatz zu heute wurde an den Fenstern nicht gespart: Wir hatten insgesamt 24 Fenster, das waren 156 Scheiben, die geputzt werden mussten, erinnert sich Ehefrau Helga Schulz. Also ein luxuriöses Haus zum Super-Preis: 11000 Reichsmark kostete das Eigenheim aus Metall. Von den insgesamt gut 50 Gebäuden unterschiedlichster Typen, die gebaut wurden, stehen allein drei in Zeuthen. Mit den unterschiedlich großen Einfamilienhäusern in der Stedingerstraße 10, der Niemöllerstraße 10 sowie dem Doppelhaus der Familie Schulz am Forstweg 49 hat man einen guten Überblick über diese Konstruktionen, an denen Bauhaus-Architekt Martin Gropius mit beteiligt gewesen sein soll.
Familie Schulz kann den Werdegang des Hauses von Anbeginn an verfolgen. Größere Reparaturen mussten wir nie ausführen. Das einzige Problem war das Dach, das aufgrund eines Konstruktionsfehlers durchlässig geworden war. Und das Balkongitter aus Holz war irgendwann morsch, erinnert sich der 68-Jährige. Nach der Wende kamen die üblichen Erneuerungen: Umstellung der Kohleheizung, neue Fenster und Elektrik.
Wohl gefühlt hat sich die Familie Schulz in ihrem Haus immer, und auch die quirligen Töchter Anke und Dörte, die heute 34 und 29 Jahre alt sind, konnten dem Gebäude keine dauerhaftenKratzer zufügen. Stattdessen haben es Helga und Paul Schulz nun leicht, wenn sie ein Foto der Enkel übersandt bekommen. Sie können es bequem per Magnet an die Wand fixieren!
|
|
|