Spaß, Spannung und Erholung in der Erlebniscity

Däne träumt von
100000 neuen Gästen

Mit der Erlebniscity machten sich die Oranienburger einen lange gehegten Traum wahr. Aus dem erhofften Schwimmbad, wie es der Stadt zu DDR-Zeiten immer wieder verweigert worden war, wurde nun eine ausgedehnte Freizeitlandschaft. Allerdings bezahlt dafür jeder Oranienburger seinen Teil dazu, selbst wenn er dort gar nicht Gast ist! Denn die Erlebniscity ist ein Zuschussbetrieb und verschlingt jedes Jahr „planmäßig“ etwa eine halbe Million Euro an Steuergeld. Doch damit soll nun Schluss sein. Das hat sich der neue Geschäftsführer fest vorgenommen!

Sie sind seit Juni an der Spitze der Erlebniscity. Ihrer Vita entnehme ich, dass Sie Däne sind. Was verschlägt einen Dänen nach Oranienburg?
Ole Bested Hensing: „In Dänemark war ich die kürzeste Zeit meines Lebens. Als ich sechs Jahre alt war, zogen meine Eltern nach Bremen um. Ich bin also in Deutschland aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und habe hier gearbeitet.“

Was prädestiniert Sie für die neue Aufgabe?
Ole Bested Hensing: „Ich bin Wirtschaftsingenieur und habe in Long Island bei New York über mehrere Jahre während der Saison eine allerdings weniger vielfältige Freizeitanlage geleitet. Später war ich in der Geschäftsführung einer Unternehmensberatung, die viele Stadtwerke beraten hat. Die Erlebniscity ist ja ebenfalls ein Bestandteil der Stadtwerke in Oranienburg. Anschließend war ich als Vorstand einer Gasaktiengesellschaft für den Bereich Marketing, Vertrieb und Energiehandel zuständig.“

Nun wollen Sie bis 2006 mit der Erlebniscity aus den roten Zahlen kommen. Ist das nicht ein zu ehrgeiziges Ziel?
Ole Bested Hensing: „Natürlich muss eine städtische Einrichtung wie wir es sind, keine dicken Gewinne machen. Aber tragen soll sie sich schon. Ich denke, dass wir das selbst gesteckte Ziel mit einer Mischung aus Einsparungen, Investitionen und Umprofilierung erreichen können.“

Also weniger Personal?
Ole Bested Hensing: „Momentan sind von den 131 Stellen 16 nicht besetzt, die wollen wir beispielsweise einsparen. Erhebliche Kosteneinsparung bringt die neue Wasseraufbereitungsanlage, die wir eingebaut haben. Damit können wir 60 bis 70 Prozent unserer Wasserkosten sparen. Wir gehen von 250000 bis 300000 Euro im Jahr aus. Da die Anlage 650000 Euro gekostet hat, bringt sie uns bereits im übernächsten Jahr pures Geld.“

Damit bleibt immer noch ein Defizit.
Ole Bested Hensing: „Natürlich müssen wir auf der anderen Seite die Einnahmen erhöhen. Wir haben momentan 450000 zahlende Besucher im Jahr. Bis zum Ende 2004 erhoffen wir uns 100000 neue Besucher. Um jedoch in die Gewinnzone zu kommen, brauchen wir jährlich 150000 zusätzliche Gäste. Bis Ende 2006 wollen wir also auf 600000 jährliche Besucher kommen.“

Wie wollen Sie das erreichen?
Ole Bested Hensing: „Wir haben gerade eine Umfrage unter 2000 Besuchern gemacht. Demnach kommen fast alle immer wieder. Viele sind vierzigmal im Jahr hier. Wir werden nun spezielle Schnupperangebote entwickelt, um bestimmte Gruppen, etwa Mütter mit Kindern oder Senioren, gezielt anzusprechen. Ab September gibt es täglich eine kostenfreie Führung um 18 Uhr werktags und um 9.30 Uhr am Wochenende. Außerdem planen wir Veranstaltungen wie beispielsweise ab 10. Oktober 2003 das Beach-Kino oder präsentieren uns im Verbund mit anderen Anbietern, um Bestandteil eines Tagesausflugs für Berliner in der Region werden.“

Weitere Infos

Maler aus Zufall
Mit dem 39-jährigen gebürtigen Dänen Ole Bested Hensing hat Oranienburg wohl einen seltenen Glücksgriff getan. Denn trotz des jungen Alters bringt Hensing geballte Berufserfahrung mit sich.
Gleich nach dem Abitur und parallel zum Studium schaffte er in den USA die Bilderbuchkarriere vom einfachen Mitarbeiter zum Chef eines Freizeitszentrums mit immerhin 120 Mitarbeitern. In Deutschland entwickelte er sich vom Werkstudenten bei Siemens zum Leiter Einkauf und Informatik bei der Lufthansa. Anschließend wechselte er in ein Unternehmensberatungs-
unternehmen, wo er schnell Verantwortung übernehmen konnte. Von dem Service profitiert haben Unternehmen wie Robotron in Leipzig oder Schwarze Pumpe, wo es um den Umbau eines Industriestandorts ging. Das Unternehmen stand den Stadtwerken Dresden bei, als es um die Umstellung von Stadt- auf Erdgas ging und beriet viele andere kommunale Energieversorger in Deutschland. Mit dem gesammelten Wissen gründeten Hensing und andere Mitarbeiter ein Gasversorgungsunternehmen, den ersten privaten Betrieb dieser Art, mit Sitz in Potsdam. Nach erfolgreicher Tätigkeit schied Hensing Ende 2002 aus dem Unternehmen aus. „Aus Interesse“ bewarb er sich auf das Stellengesuch der Oranienburger und wurde unter weiteren 182 Bewerber sofort genommen. Ole Bested Hensing hat sich schnell als zugänglicher Chef ohne Allüren und Launen beliebt gemacht. Er ist leidenschaftlicher Hobby-Pilot, Maler aus Zufall und liebt dänische und vor allem thailändische Küche. Dabei ersetzt er aber den in Thailand üblichen Tee lieber durch trockenen Rotwein.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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